So trocken, wie seit 70 Jahren nicht - Erlebnis Gardasee wird sich für Tourist:innen verändern
Die enorme Trockenheit in Italien trifft auch den Gardasee hart. Einige Bewohner:innen der Region haben längst angefangen, umzudenken.
Verona – Der Süddeutschen liebstes Urlaubsziel ist in Gefahr. Knapp 50 Zentimeter niedriger im Vergleich zu den letzten Jahren ist der Wasserstand im Gardasee aktuell. Fotos von trockengelegten Sandbänken und viel zu groß geratenen Stränden sorgen ohnehin schon seit Monaten für Besorgnis. Doch wie schlimm ist die Lage wirklich – und was bedeutet das für die Bewohner:innen der Region in Nord-Italien?
51 Zentimeter über dem hydrometischen Nullpunkt. Das ist der aktuelle Wasserstand des Gardasees nach Angaben des Portals Gardasee.de. Die italienische Zeitung La Stampa berichtet sogar von einem Wert von 45,8 Zentimetern. Das wäre der niedrigste Wert seit 70 Jahren.
Schon im vergangenen Jahr hatten Trockenheit und hohe Temperaturen zu großen Problemen geführt. Der Wasserstand fiel – doch gerade die Landwirtschaft in Nord-Italien ist auf das Wasser angewiesen. Es wurde sogar über ein Abpumpen des Gardasees gesprochen, um die fruchtbare Po-Region zu retten.
Italien besorgt um Gardasee: Teile der Anwohner:innen denken schon um
Nun scheint die Lage noch schlimmer, denn nach dem trockenen Sommer folgte ein trockener Winter. In den letzten Tagen fiel nun etwas Regen – aber dies habe die Folgen der Dürre „nur leicht gebremst, vor allem aber nicht aufgehoben, weil wir jetzt auf den Sommer zusteuern und die Temperaturen steigen werden“, so Ermes Sagùla, Agronom und Manager des landwirtschaftlichen Hilfszentrums von Coldiretti Lombardia zur La Stampa. Gerade der Landwirtschaft könnte seiner Ansicht nach im Jahr 2023 noch weniger Wasser zur Verfügung stehen als im vergangenen Sommer.

Man behilft sich dem Bericht nach teils durch die Nutzung des Wassers anderer Seen, wie dem Iseo-See. Doch viele Landwirt:innen aus der Region haben schon begonnen, umzudenken. So konzentrieren sich demnach einige schon jetzt auf Pflanzen, die weniger Wasser benötigen – etwa Sojabohnen. Andere stellen Anträge, um auf das Grundwasser zugreifen zu können, Tröpfchenbewässerung einsetzen zu können oder die Aussaat verzögern zu dürfen.
Gardasee von Trockenheit hart getroffen: Folgen für den Tourismus?
Im Gegensatz zur Landwirtschaft soll der Tourismus allerdings gesichert sein – das verspricht Pierlucio Ceresa, Generalsekretär der Gemeinschaft Garda: „Die touristische Nutzung der Gewässer des Gardasees ist gewährleistet, das heißt Schifffahrt und Baden.“
Dennoch wird die Trockenheit das Erlebnis Gardasee sicher auch für Tourist:innen verändern. Einzelne Städte und Gemeinden verboten vergangenes Jahr etwa auch die Bewässerung von Grünanlagen.
Dürre in Italien: Gibt es Lösungsansätze?
Eine wirkliche Lösung gibt es zum jetzigen Zeitpunkt offenbar nicht. „Ich bezweifle, dass wir für den Sommer wirklich etwas tun können, weil wir leider weder Schnee noch Regen erfinden oder das Grundwasser auffüllen können“, so Massimo Gargano, Chef der nationalen Vereinigung zum Schutz des Territoriums und der Bewässerung, Anbi.
Allerdings meint Gargano: „Diese sehr tiefe Krise muss zuallererst mit der Infrastruktur angegangen werden, wie es vor einiger Zeit für den Süden getan wurde, und dann mit einem Wassersammlungs- und -konservierungssystem: Heute sammeln wir etwas mehr als 10 Prozent davon“.
Der Gardasee ist obgleich natürlich nicht der einzige Alpensee, der von der Dürre getroffen wird. Ein anderer See ist mittlerweile sogar komplett ausgetrocknet.