Typisch Lauterbach

Inhaltlich trifft der Gesundheitsminister den richtigen Punkt. Aber mal eben in einem Interview ohne Rücksprache mit Ärzteverbänden eine Ankündigung bei einem sensiblen Thema zu machen, ist mehr als unprofessionell.
Das Image von Karl Lauterbach als Corona-Erklärer der Nation ist ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt mehr als angekratzt. Nun ist wieder ein Durcheinander entstanden, an dem er eine Mitschuld trägt.
Mit seinem Rat, dass sich auch unter 60-Jährige das zweite Mal boostern lassen sollten, gibt es nun insgesamt drei unterschiedliche Impfempfehlungen: Die EU-Behörden hatten erst am Montag eine zweite Auffrischungsimpfung für Menschen ab 60 empfohlen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat die Grenze hingegen bei 70 Jahren festgelegt.
Studien zeigen, dass die Boosterimpfungen das Risiko schwerer Covid-19-Erkrankungen senken, wenngleich der Langzeitschutz nicht so hoch ist wie erhofft. Es ist nicht Lauterbach, der zu früh eine Impfempfehlung ausspricht, es ist die Stiko, die stets zu lange für eine Entscheidung braucht. Sie arbeitet viel zu langsam und muss endlich neu aufgestellt werden.
Inakzeptabel ist allerdings die Lauterbach’sche Kommunikation – schon wieder. Mal eben in einem Interview ohne Rücksprache zum Beispiel mit Ärzteverbänden eine Ankündigung bei einem sensiblen Thema zu machen, aus der sich für viele Menschen Fragen ergeben, ist nicht nur unprofessionell, sondern auch grob fahrlässig.