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Sido und die große Verschwörung: Verschwurbeltes zu Kinderblut und Xavier Naidoo

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Von: Katja Thorwarth

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Sido plädiert für alternative Medien.
Sido plädiert für alternative Medien. © picture alliance/dpa/Henning Kaiser

In einem Video plaudert Sido über verschwundene Kinder und Xavier Naidoo. Und taucht tief in den Verschwörungskeller ab. Ein Kommentar.

Sido und Ali Bumaye, zwei Rapper aus Berlin, führen in einem Youtube-Video einen gemütlichen Plausch bei Duftkerzen und Wässerchen. „Ali therapiert“ heißt das Format, bei dem die Musiker über Gott und die Welt quatschen – und Sido, dessen größtes Idol nach eigenen Worten Harald Juhnke ist, tief in verschwörungstheoretische Sphären eintaucht.

Sido und die vermissten Kinder

Besonders angetan haben es ihm Kinder, die „auf unerklärliche Weise verschwinden“. Man könne sie „nicht wiederfinden“, erinnert sei an „Madeleine McCann vor vielen Jahren in Portugal. Darüber gibt es auch eine Doku, die haben auch nachgeforscht … und irgendwann haben sie gesagt: ‚wir müssen an dieser Stelle aufhören, weil wir gehen zu tief in eine Sache rein, mit der wir lieber nichts zu tun haben wollen.“

Von „sehr reichen, sehr mächtigen Leuten“ fabuliert Sido gar und erweckt damit den Eindruck, auf den Spuren von QAnon-Verschwörungstheorien zu wandeln, deren Vorwurf des Kinderhandels zu ihren Kernerzählungen gehört. Politiker und hochrangige Beamte seien demnach an einem internationalen Kinderhändlerring zwecks sexueller Ausbeutung beteiligt, zur Verjüngung werde gar Kinderblut getrunken. Auch wenn Sido das so nicht explizit formuliert, könnten seine Ausführungen in diese Richtung interpretierbar sein.

Auch Xavier Naidoo wird in diesem Kontext thematisiert, den Sido in die „Frankfurt-Ecke“ verortet, womit er sich geografisch etwas verirrt. Schließlich liegt Mannheim nicht einmal in Hessen. Könnte aber daran liegen, dass Xaviers Musik zu Beginn seiner steilen Karriere von dem Rödelheimer Rap-Produzenten Moses Pelham vertrieben wurde. Egal, er kenne noch andere Rapper aus „Frankfurt und der Ecke“, die angeblich schon „Kontakt mit so Leuten hatten und komische Fragen gestellt bekommen haben, die denen klar gemacht haben: Es gibt so was. Besonders in Frankfurt.“ Sind mit „so Leuten“ diejenigen gemeint, die Kinder verschwinden lassen? Und warum sitzen die ausgerechnet in Frankfurt?

Xavier Naidoo steckt „zu tief drin“ - sagt Sido

Wer in verschwörungstheoretischen Zusammenhängen gerne aus dem Hut gezaubert wird, ist „der alte Rothschild“. Der habe früher seine Kinder nach Wien und Frankfurt geschickt, die von dort aus angefangen hätten, ihre Geschäfte zu machen. Der Zusammenhang mit den verschwundenen Kindern stellt sich hier zwar nicht dar, aber immerhin ist der Name gefallen, der so viele triggert.

Xavier Naidoo sei „zu tief drin“, weiß Sido, um schließlich für alternative Medien zu plädieren. Die großen Medien seien unterwandert, gehörten „irgendeinem reichen Typen“, der immer dafür Sorge trage, „dass er und seinesgleichen geschützt werden“. Auch würden Medien ständig über häusliche Gewalt berichten. „Warum ist das jetzt ein Thema?“

Was hat Sido mit Corona in den USA zu tun?

Man könnte ihm antworten, dass das tatsächlich immer Thema ist, zur Zeit die räumliche Enge das Problem jedoch de facto potenziert. Sido hingegen stellt immer die Frage nach dem „Warum“, so leicht lässt er sich nicht lumpen. Meistens würde irgendjemand Geld verdienen.

Trifft das auch auf Meldungen über häusliche Gewalt zu? Diese Frage lässt er unbeantwortet, überhaupt ist sein Geschwurbel ziemlich unkonkret, Fragen bleiben bedeutungsschwanger im Raum stehen, etwa wie schlimm das Coronavirus in den USA wütet. Was man nicht weiß, weiß man nicht. Könnten die vielen Todesfälle etwa einfach nur die Erfindung eines Medienkartells sein? Und wenn ja, warum?

Verschwörungstheorien in Corona-Zeiten

Ali Bumaye scheint von den Sidoschen Ausführungen begeistert: Er habe bei Sido keinen „Stoff zum therapieren gefunden“.

Es sind diese merkwürdige Corona-Zeiten, in denen Verschwörungserzählungen besser gedeihen als sonst. Noch nie war es so einfach, an die Strippenzieher da oben zu glauben, die die Geschicke der Menschheit einzig für ihre Zwecke lenken. Dass aktuell gerade die globale Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird, passt jedoch nicht so ganz in dieses Bild.

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Von Katja Thorwarth

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