Missbrauchsskandal im Bistum München: Schmerzende Stille

Es ist zu wenig, wenn sich trotz vieler Hinweise auf Kindesmissbrauch im Erzbistum München niemand verantworten muss, sondern lediglich einige als Beschuldigte geführt werden. Der Kommentar.
Der Paukenschlag des vor etwas mehr als einem Jahr in München vorgestellten Missbrauchsgutachtens ist verhallt. Zurück bleibt – für die Opfer – unbegreifliche Stille. Sie gab es nicht allein im Erzbistum München und Freising. Hier listete das Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl für die Jahre 1945 bis 2019 Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter Gewalt auf. Verantworten musste sich niemand – weder für die Taten noch für die Folgen. Vieles ist strafrechtlich verjährt.
Die Frage bleibt, was Kirchenfürsten wussten, wen sie schützten. In München ergaben die Ermittlungen nichts Greifbares, sie wurden folgerichtig eingestellt. Immerhin wurden dabei einige wie der verstorbene Papst Benedikt XVI., der als Kardinal Joseph Ratzinger Erzbischof in München war, als Beschuldigte geführt. Den Opfern wird das kaum reichen.
Die gute Nachricht ist: Die katholische Kirche in Deutschland hat sich aufgemacht, Strukturen und Regularien zu schaffen, die Missbrauch erschweren. Auch dürfte dem letzten Bischof klar geworden sein, dass er nicht nur Verantwortung vor Gott trägt.