Royales Theater: Keine Verbeugung vor einem König!

Zum Staatsbesuch von König Charles in Deutschland verkleidet sich die deutsche Prominenz und verbeugt sich artig. Diese Geste hat in Demokratien nichts zu suchen. Der Kommentar
Man kann sich nur die Augen reiben, was ein königlicher Besuch in der deutschen Prominenz auslöst. Da werfen sich APO und Punk in Frack und Lackschuh – und führen ohne die geringste Brechung, ohne Ironie und Distanz vor, wie man sich artig vor einem König verbeugt.
Charles ist bestimmt ein netter Mann, der seine wohlgeborene Zeit mit vielen Bediensteten in einem der ererbten Schlösser auch ein wenig für Umweltschutz verwendet. Das, wovor sich hier alle verbeugen, hat er aber einzig und allein dadurch erreicht, dass er lange genug darauf gewartet hat, dass er den Thron beerben kann.
Charles in Deutschland: Nicht unhinterfragt den Regeln des royalen Faschingstheaters unterwerfen
Ehre, wem Ehre gebührt. Wer sich in einer Wahl durchgesetzt hat, wer sich ein Lebenswerk erarbeitet hat, die oder der hat jede Verbeugung mehr als verdient. Ein Kniefall und das Senken des Hauptes – etwa vor den Opfern des Nationalsozialismus – ist eine tiefe, sinnerfüllte Geste.
Wenn diese ihren Gehalt erhalten soll, dürfen sich Vorbilder nicht unhinterfragt den Regeln des royalen Faschingstheaters unterwerfen. Diese hohle Form einer überholten Etikette zementiert einen Rangunterschied, den es in demokratischen Gesellschaften nicht mehr geben sollte. (Thomas Kaspar)