Mach mal Pause vom Hass

Ein paar Wünsche zu Weihnachten an all die Trolle, die Wütenden und Gekränkten, die die Botschaft des Festes offenbar nicht verstanden haben. Die Kolumne.
Mit dick gefütterten Weihnachtsstiefeln geht es auf den Heiligen Abend zu. Jetzt kommt der Endspurt zum Lieblingsfest der Menschen, jedenfalls der christlich sozialisierten. Geschenke kaufen, dazwischen Crepe mit Eierlikör oder Schokoladensoße futtern, die Kinder beruhigen – ja, in einer Woche ist es so weit. Dann werden Wünsche erfüllt, die kleinen und manchmal auch die großen.
Weihnachten, das ist das Fest des Friedens, der Hoffnung und des Lichts. Das Christkind, geboren auf der Flucht, beherbergt in einem Stall, gebettet in einer Krippe, ist zum Symbol der Verheißung von Güte und Nächstenliebe geworden. Seine Anwesenheit in der Welt soll den Menschen als Beispiel dienen und ihnen Frieden bringen. Was für eine wundervolle Vorstellung.
Ehrlich gesagt, eine Pause vom toxischen Hass, den Beleidigungen, den täglichen Angriffen von rechtsextremen Trollen und ihren geistigen Brüdern bei Pegida oder der AfD wäre doch mal was. Ausgerechnet diese Leute reklamieren die christlich-abendländische Kultur für sich. Gewiss, sie verstehen nichts davon, denn die Weihnachtsgeschichte ist so ungefähr das exakte Gegenteil ihrer Ideologie. Dennoch beharren sie darauf, dass ausgerechnet sie das Abendland zu verteidigen haben.
Josef und Maria waren Flüchtlinge
Also, ihr Anti-Elfen, ihr Nächstenhasser, ihr Hoffnungslosen und Dunkelmacher, ihr Respektlosen gegenüber der Idee von Weihnachten: Macht mal Pause! Ärgert euch einen Moment nicht darüber, dass Josef und Maria Flüchtlinge waren, Jesus ein Jude und dass die Könige des Morgenlandes tolle Geschenke brachten. Und niemand sich um deren Hautfarbe scherte.
Kommt runter, atmet aus, gönnt euren hochroten Köpfen ein wenig Frieden. Regt euch bitte mal einen Augenblick nicht darüber auf, dass in Baden-Württemberg eine Frau dem Landtag vorsteht, die auch noch in der Türkei geboren wurde. Und dass ausgerechnet sie dem unlauteren Treiben von AfD-Abgeordneten ein Ende gemacht hat, mag euch schlimm vorkommen, aber gewöhnt euch besser daran. Denn dies entspricht dem umfassenden Grundgedanken des Christentums, das eben nicht nur weiße Männer meint.
Das klingt zu klischeehaft, um wahr zu sein? Finde ich eigentlich auch. Doch die Berliner AfD hat tatsächlich einen Adventskalender herausgebracht, der peinlicherweise #sagjazuweissenmännern heißt. Er soll wohl dem Gefühl großer Unterlegenheit Ausdruck verleihen. Der arme, weiße Mann als Opfer, dem zu huldigen geboten scheint.
Eine ganz schlimme Kränkung
Da ploppt wohl eine ganz schlimme Kränkung auf, obwohl in Gremien, Öffentlichkeit oder Parlamenten noch längst nicht die Parität der Gesellschaft abgebildet ist. Weder bei Frauen, noch bei Eingewanderten. Diese Kränkung übrigens wird von den weißen Männern niemandem sonst zugestanden.
Macht mal einen Break bei euren misogynen und rassistischen Attacken. Wozu das viele Gift? Ist doch ganz unchristlich. Also, mein Wunsch zu Weihnachten ist klar: Möge der Elfenstaub über euch kommen, ihr Gequälten, ihr Wüteriche, ihr Gekränkten. Es gibt auch für euch eine Weihnachtsgans und Geschenke und köstliche Crepe mit Eierlikör plus Schokoladensoße.
Im Sinne eines friedvollen Weihnachtsfestes: Versucht es mal mit Barmherzigkeit, Vergebung und Versöhnung. Aber für alle Menschen. Drunter macht es Jesus nicht.
Anetta Kahane ist Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung.