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Lisa Fitz und das Propaganda-Problem

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Von: Katja Thorwarth

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Lisa Fitz: "Politischer Kabarettismus" als Orientierungshilfe.
Lisa Fitz: "Politischer Kabarettismus" als Orientierungshilfe. © imago stock&people

Der "politische Kabarettismus" bringt Journalisten hervor, die noch sagen dürfen was sie denken. Finden jedenfalls die "politische Kabarettistin" Lisa Fitz und Russia Today. Die Kolumne.

„Wie definieren Sie politischen Kabarettismus? Gibt es Grenzen oder spielt Ihre persönliche Meinung da eine Rolle?“, fragt der Reporter von Russia Today deutsch (Lieblingssendung „Die Anstalt“) die Kabarettistin Lisa Fitz. Die war dem Kreml-nahen Alternativmedium im öffentlich-rechtlichen Systemsender SWR aufgefallen, als sie von der Bühne der „Spätschicht“ ihre Abneigung gegenüber der Nato ins Publikum greinte. „Diese Nato,…, ist mutiert zu einem Alien,…,. Diese Nato ist zu einer Aggressionsmaschine geworden“, so Fitz, die damit dermaßen beeindruckte, dass die Sequenz den Einspieler gab zum Interview in heimeliger Sofa-Atmosphäre.

Nach Fitz soll der „politische Kabarettismus“ eine Orientierungshilfe bieten für die Leute, die „vielleicht zu wenig Zeit haben, die Hintergründe zu recherchieren“. Zu ihrem Beitrag über die Nato – die außer ihr jeder für einen Ableger von Amnesty International hält – sei sie von Willy Wimmer inspiriert worden, jenem Wimmer, der als Autor von Jürgen Elsässers „Compact-Magazin“ sowie als beliebter Interviewpartner beim RT-Geschwisterchen „Sputnik“ fungiert und gerne mal vom rechten Hetz-Block PI-News zitiert wird. Gut zu wissen, woher Frau F. ihre inspirierenden Informationen bezieht, um das recherchemüde Volk auf Linie zu bringen.

Witzig, dass RT und Fitz ihr Unterfangen denn auch mit dem Label etikettieren, das es verdient. Der kleine, aber umso aussagekräftigere „ismus“ hat schon so manchen Rechten in die adäquate Ecke gestellt, dient aber parallel als Abstraktum einer Ideologie bzw. „geistigen Strömung in Wissenschaft oder Kunst“ (Wiki). Verfolgt man das Harmonie-Gespräch bis zum Ende, geht es hier weniger um eine geistige Strömung „in der Kunst“, als vielmehr um knallhartes KollegInnen-Bashing, bzw. um PR für die eigene Person: „Muss man sich nicht vielleicht fragen, ob die Kabarettisten nicht die wahren Journalisten in Deutschland sind?“, gönnt der RT-Mann Frau Fitz im vom russischen Staat bezahlten Sender ihre Steilvorlage, die fix behauptet, „einige der wenigen“ zu sein, „die noch die Meinung frei sagen können“. Und die es auch tut, im Vergleich zu den Kollegen, „die sowas geworden (sind), wie systemimmanente Hofnarren“ – und damit nicht Teil des „politischen Kabarettismus“. Besonders ihr Fett weg bekommen die Frauen – „ist immer ein bisschen unterbelichtet, was die machen“ –, weshalb sie Ausnahmen an „drei Fingern“ abzählen könne: darunter zufällig Simone Solga, die kürzlich in der „Anstalt“ den Rechtsextremismus im Osten relativieren durfte.  

Die politische Kabarettismus-Verteidigerin Fitz teilt derweil rücksichtslos gegen die „Weglassungspresse“ aus, erzählt über „riesige russische Pyramiden“ (über die keiner berichtet, außer „Stern“, „Spiegel“, „tripadvisor“) und russische Literatur, von der man auch nix erfährt. Statt Dostojewski Donald Duck in der Oberstufe, war ja klar, weil die USA eben längst die Bildung in Deutschland kontrollieren.  

Dass das behauptete Kernproblem des „Medienmangels“ durch permanentes Wiederholen nicht wahrer wird, dürfte auch Lisa Fitz wissen. Was sie betreibt, ist ein formulierter Wahrheitsanspruch aus einer Deckung heraus, der dank verkürzter Inhalte nichts weniger als die eigenen Ziele befördern soll. Dafür gibt es ein Wort ganz ohne „-ismus“: Propaganda. 

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