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Lieber Herr Bundeskanzler Scholz!

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Das neue Gaskraftwerk für den Chemiepark Leuna
Das neue Gaskraftwerk für den Chemiepark Leuna ist per Pipeline mit Lieferanten aus Russland verbunden. FFF fordert ein Embargo der Energielieferungen aus Russland. © Jan Woitas/dpa

Während ich in Polen aufgewachsen bin, hörte ich immer zwei Geschichten über Deutschland. Der Klimabrief.

Während ich in Polen aufgewachsen bin, hörte ich immer zwei Geschichten über Deutschland. Die eine über das Paradies der Demokratie, in dem die Berliner Mauer fiel und die Freiheit erblühte. Die andere über den Zweiten Weltkrieg, in dem die Deutschen Völkermord in Osteuropa verübten.

Die meiste Zeit meines Lebens habe ich mich entschieden zu glauben, dass Deutschland Freiheit bieten kann – nicht Zerstörung. Seit dem 24. Februar ist dieses Versprechen in den Hintergrund geraten. Die deutsche Regierung finanziert Putins Kriegsmaschinerie jeden Tag mit Millionen von Euro, die sie für sein Gas, Öl und seine Kohle zahlt.

Jahrelang haben deutsche Politiker*innen gepredigt, dass es in Europa keine Kriege mehr geben würde. Es ist noch nicht lange her, dass Ihre scheinbar „grünste“ Regierung der Geschichte die Öffentlichkeit davon überzeugte, dass das Ende der schädlichen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Ihre oberste Priorität sei. Was bedeuten all diese Versprechen, wenn Ihre Regierung angesichts der unsäglichen Gräueltaten, die dem ukrainischen Volk angetan werden, die größte Blockade für ein vollständiges europäisches Energieembargo gegen Russland bildet.

Herr Scholz, verschwenden Sie bitte keine Zeit damit, uns zu erzählen, dass Ihre Untätigkeit in Bezug auf das Embargo in irgendeiner Weise eine Maßnahme zum Schutz „des Volkes“ sei. Wir sehen glasklar, wen Sie wirklich schützen – die Unternehmen, die Lobby der fossilen Brennstoffe und die Sucht nach wirtschaftlichen Gewinnen.

Wenn Sie sich selbst als einen Kanzler der „freien Welt“ bezeichnen wollen, können Sie keine Geisel des zerstörerischen Systems für fossile Brennstoffe sein, das die Klimakrise antreibt und jetzt die Munition für die russischen Mörder in der Ukraine liefert. Der Krieg, den Putin seit 2014 gegen die Ukrainer führt, ist ein Krieg der Profite gegen die Menschen. Europa, mit maßgeblicher deutscher Beteiligung, unterstützt den Kreml-Diktator bei seinen Bemühungen, doch jetzt muss der Zeitpunkt für eine Kehrtwende gekommen sein.

Nur konkrete Taten – das Schließen von Gaspipelines, die Blockade von Öltankern in deutschen Häfen und das Drängen auf ein EU-weites Embargo für alle fossilen Brennstoffe – werden beweisen, dass noch nicht alle Hoffnung verloren ist.

Sie bestimmen jetzt, welche Geschichte von Deutschland in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Ihre Dominika Lasota

Hier schreiben alle zwei Wochen Aktivistinnen und Aktivisten der „Fridays for Future“-Bewegung.

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