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Kriegswirtschaft? Eine Vokabel zum Wachrütteln

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Von: Markus Decker

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Kriegswirtschaft heißt, die gesamte Volkswirtschaft dem Krieg unterzuordnen. Soweit geht die Aufrüstung in Deutschland aber nicht.
Kriegswirtschaft heißt, die gesamte Volkswirtschaft dem Krieg unterzuordnen. Soweit geht die Aufrüstung in Deutschland aber nicht. (Symbolbild) © Kay Nietfeld/dpa

Eine „Kriegswirtschaft“ im Wortsinne gibt es in Deutschland nicht, auch nicht während des Ukraine-Kriegs. Doch zum Wachrütteln dürfte sich der Begriff eignen. Der Kommentar.

Die Vokabel geistert seit geraumer Zeit durch die Debatten, erlangt aber erst jetzt Breitenwirkung: „Kriegswirtschaft“. Dabei trifft der Begriff nicht. Denn Kriegswirtschaft heißt, die gesamte Volkswirtschaft den Bedürfnissen unterzuordnen, die sich aus einem Krieg – in diesem Fall dem Angriff auf die Ukraine – ergeben. Das ist nicht nötig. Das würde die Mehrheit der Deutschen auch nicht mitmachen. Was wir jedoch brauchen, ist ein besseres Zusammenspiel von Politik, Bundeswehr und Rüstungsindustrie.

Dies ergibt sich kurzfristig aus der Kriegssituation. Die Ukraine ist auf eine nachhaltige Unterstützung des Westens, auch Deutschlands, existenziell angewiesen. Diese Unterstützung reißt Lücken in die Bundeswehr. Der Chef des Bundeswehrverbandes sprach bereits im vorigen Jahr von einer „Kannibalisierung“ der Truppe. Die Rüstungsindustrie, bei uns lange Zeit eher verpönt, muss nachliefern. Damit sie nachliefern kann, muss die Bundesregierung ihr wirtschaftliche und das heißt finanzielle Perspektiven bieten.

Denn selbst wenn der Ukraine-Krieg in diesem Jahr enden sollte: Die Bedrohung durch das Regime von Wladimir Putin für uns und andere wird bleiben. Das Wort „Kriegswirtschaft“ ist also, wenn man es zum Nennwert nimmt, deplatziert. Doch zum Wachrütteln ist es vielleicht nicht schlecht.

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