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Vernebelte Sicht

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Von: Stephan Kaufmann

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Beschäftigte von Banken und Versicherungen während eines Warnstreiks in Hannover. Beschäftigte sollen sich nach dem Willen der EZB mit der Reallohn-Senkung abfinden.
Beschäftigte von Banken und Versicherungen während eines Warnstreiks in Hannover. Beschäftigte sollen sich nach dem Willen der EZB mit der Reallohn-Senkung abfinden. © Julian Stratenschulte/dpa

Die Europäische Zentralbank drängt die abhängig Beschäftigten dazu, sich mit einer Senkung der Reallöhne abzufinden. Ein Kommentar.

Angesichts hoher Inflationsraten richten sich alle Augen auf die Europäische Zentralbank (EZB): Wird sie der Teuerung Einhalt gebieten? Auf ihrer Sitzung in dieser Woche änderte sie ihren geldpolitischen Kurs zunächst nicht. Sie fahre weiter „auf Sicht“. Was mit diesen Selbstverständlichkeiten ausgedrückt werden soll: Die „Sicht“ ist vernebelt.

Mit einer Inflationsrate von zuletzt 7,5 Prozent ist die EZB-Projektion von 5,1 Prozent für das Gesamtjahr 2022 wohl Makulatur, weswegen Zinserhöhungen sein müssen. Gleichzeitig aber dürfte das von der EZB bislang projektierte Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent wegen des Ukrainekriegs ebenfalls nicht erreicht werden, weswegen Zinserhöhungen eigentlich unerwünscht sind.

Nun wird die Zentralbank die Leitzinsen wohl im Herbst oder Winter leicht anheben und hoffen, dass dies ausreicht. Daneben appelliert sie indirekt an die Gewerkschaften, sich mit Lohnerhöhungen zurückzuhalten. Die abhängig Beschäftigten sollen sich laut EZB also mit ihrer inflationsbedingten Reallohnsenkung abfinden, andernfalls greift sie zu härteren Mitteln.

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