Streiken lohnt sich - ein gutes Zeichen
Verdi hat für das Lufthansa-Bodenpersonal zweistellige Gehaltssteigerungen erkämpft. Der Konzern lässt sich den dringend benötigten Betriebsfrieden einiges kosten. Ein gutes Zeichen in Zeiten hoher Inflation.
Frankfurt – Keine weiteren Streiks, zumindest nicht vom Bodenpersonal. Das sind gute Nachrichten: für die Beschäftigten, die Reisenden und auch für den Konzern selbst. Aber die Lufthansa hätte sich früher bewegen müssen.
Die Beschäftigten haben in den vergangenen Monaten ausgebadet, was das Management verbockt hat. Erst hat man drastisch am Personal gespart, dann unterschätzt, wie schnell der Personalbedarf mit dem Abklingen der Pandemie wieder wächst. Die Last dieser Fehlkalkulation tragen alle, die am Schalter stehen, Gepäck verladen oder Flugzeuge betanken. Dass sie nun deutlich mehr Geld bekommen, zeigt: Streiken lohnt sich.

Lufthansa und Verdi: Tarifpolitik in Zeiten der Inflation
Die Einigung zeigt auch, wie Tarifpolitik in Zeiten hoher Inflation funktionieren kann. Zwar leiden auch die Unternehmen unter steigenden Preisen, sie können diese aber zu großen Teilen an ihre Kundschaft weitergeben. Die Beschäftigten können das nicht. Zudem ist die Lufthansa zurück in die Gewinnzone geflogen. Warum sollten sich die Gewerkschaften also zurückhalten?
Außerdem braucht es höhere Löhne: Die Wachstumsprognosen für 2023 basieren auch auf einem stabilen Privatkonsum. Aber schon jetzt halten sich viele beim Einkaufen zurück. Sollte sich die Konsumlaune wegen ausbleibender Lohnerhöhungen verschlechtern, sieht es düster aus. (Steffen Herrmann)