Steve Bannon: Warum er der Menschheit einen Gefallen getan hat
Steve Bannon reiht sich ein in die lange Schlange von Donald Trumps Beratern, die Ärger mit der Justiz haben. Sein Fall unterscheidet sich aber von den anderen.
- Steve Bannon ist in New York festgenommen worden
- Bannon war Chefstratege von US-Präsident Donald Trump
- Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft
Paul Manafort, Michael Cohen, Michael Flynn, Rick Gates, George Papadopoulos, Roger Stone wurden bereits verurteilt. Gegen Rudy Giuliani wird ermittelt. Steve Bannon komplettiert, zumindest vorläufig, die Liste der Berater oder Anwälte Donald Trumps, die Ärger mit der Justiz haben.
Donald Trumps Berater Steve Bannon ist in guter Gesellschaft
Die meisten Vorwürfe gegen Donald Trumps Leute haben es in sich. Wahlkampfmanager Paul Manafort erklärte sich der Verschwörung gegen die USA und der Justizbehinderung für schuldig. Sein enger Mitarbeiter Rick Gates bekannte sich zur Mittäterschaft.
Donald Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen gestand, Schweigegeld an Erotik-Filmstar Stormy Daniels und Playmate Karen McDougal gezahlt zu haben. Das Geld hatte er zuvor aus der Wahlkampfkasse der Trump-Kampagne entnommen.

Michael Flynn, Donald Trumps Sicherheitsberater, und George Papadopoulos, sein Berater für internationale Angelegenheiten, gaben beide zu, das FBI belogen zu haben. Papadopoulos wurde verurteilt, Flynn zog seine Aussage später wieder zurück. Die Anklagepunkte gegen ihn wurden mit Hilfe von Trumps Justizminister William Barr und unter höchst umstrittenen Umständen fallen gelassen.
Steve Bannon: Seine Anklage klingt vergleichsweise harmlos
Dagegen wirkt das Verbrechen, das Steve Bannon vorgeworfen wird, geradezu harmlos. Statt sich gegen das ganze Land zu verschwören oder mit ausländischen Mächten zu kooperieren, soll Bannon einfach nur gestohlen haben. Ganz schnöde, für den eigenen Mammon.
Eine gute Million US-Dollar sollen es gewesen sein, die Steve Bannon sich aus Spendenbeuteln in die eigene Tasche geschaufelt haben soll. Spenden, die Donald Trump dabei helfen sollten, die Mauer zu Mexiko zu bauen. Das Großprojekt, einer der vielen xenophoben und isolationistischen Träume, die Bannon und seine Freunde ersehnen.
Steve Bannon: Donald Trumps Ex-Cheftstratege droht mehrjährige Haftstrafe
Doch statt die Mauer zu bezahlen, hat Steve Bannon einfach das gemacht, was der einstige Chefredakteur der rechtsextremen Internet-Seite „Breitbart“ dem Polit-Establishment in Washington schon seit einem guten Jahrzehnt vorwirft: sich selbst bereichert. Auf Kosten des kleinen Mannes, der nichts anderes will als Schutz vor allem Fremden. Das Geld ist in Bannons Taschen besser gelagert als in einem menschenverachtenden Symbol der Angst. So hat Bannon der Menschheit mit seinem mutmaßlichen Verbrechen sogar einen Gefallen getan.
Dem Ex-Chefstrategen Trumps droht nun eine mehrjährige Haftstrafe. Andrew Napolitano, Kommentator bei Fox News, malte eine düstere Aussicht für Steve Bannon: „Ihm drohen 20 Jahre Haft dafür, dass er sich selbst dieses Geld ausbezahlt hat. Es sieht nicht gut aus für ihn.“
Donald Trump schickt Steve Bannon nach Enthüllungen in die Wüste
Sollte Donald Trump sich überhaupt zu den Vorwürfen gegen seinen einstigen Berater äußern, wird der US-Präsident mit Sicherheit darauf verweisen, dass er sich ja längst von Steve Bannon distanziert habe. Eine beliebte Strategie, die Trump nicht das erste Mal anwenden würde.
Zur Person | |
Name | Stephen Bannon |
Geburtsdatum | 27. November 1953 (66 Jahre alt) in Norfolk, Virginia |
Ehepartnerinnen | Diane Clohesy (2006-2009), Mary Louise Piccard (1995-1997) |
Bisherige Ämter | Berater des US-Präsidenten (2017), Chefstratege im Weißen Haus (2017) |
Steve Bannon war seit 2016 der Berater Trumps, der damals noch Kandidat für die anstehenden Präsidentschaftswahlen war. Bannon glaubte nicht an die Chance auf einen Wahlsieg, hoffte aber, Trump als Vehikel benutzen zu können, um seine rassistische Agenda tiefer in der republikanischen Partei zu verwurzeln. Das gestand Bannon sowohl dem Watergate-Journalisten Bob Woodward als auch dem Investigativ-Reporter Michael Wolff.
Donald Trump wird Steve Bannon wohl kaum begnadigen
Doch Donald Trump gewann die Wahl, und nach seinem Einzug ins Weiße Haus wurde Steve Bannon Chefstratege des US-Präsidenten. Zumindest für eineinhalb Jahre, bis Trump sich bei ihm bedankte und seinen Rücktritt verkündete. Seit den Enthüllungen in Wolffs Buch beschimpft Trump Bannon auf Twitter nur noch als „undichte Stelle“ („Leaker“) und nennt ihn den „Schlampigen Steve“ („Sloppy Steve“).
Auch Steve Bannon äußerte sich auf Twitter negativ über Donald Trump: „Die Trumps und die Kushners sind zwei Gangsterfamilien, und ihre Steuererklärungen werden es beweisen.“ Jared Kushner, Ehemann von Ivanka Trump und Berater Donalds, galt als ausgesprochener Gegner Bannons im Team des Präsidenten.
Steve Bannon sollte sich also keine allzu großen Hoffnungen machen, dass Donald Trump einfach die Justiz übergeht und ihn per Präsidenten-Dekret begnadigt - wie er das bei seinem Berater Roger Stone getan hat. Allerdings hatte die Staatsanwaltschaft des südlichen Distrikts in New York die Anklage gegen Bannon erhoben. Dass Trump vor kurzem genau die personell neu besetzen wollte, könnte auch mit dieser Causa zusammenhängen. Man munkelt, dass der US-Präsident vielleicht sogar damit versuchte, seinen Ex-Strategen zu beschützen - und um möglicherweise zu verhindern, dass weitere schmutzige Details, die auch seine Person betreffen, zu Tage treten.
Nun wird Donald Trump Bannon einfach opfern, und wir alle können uns deshalb wohl noch länger an der Ironie seines Schicksals erfreuen. (Von Daniel Dillmann)