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Kniefall von Warschau: Jetzt braucht es eine finanzielle Geste für Polen
- vonUlrich Krökelschließen
Es ist Zeit, den Streit um Reparationen von deutscher Seite an Polen mindestens mit einer großzügigen finanziellen Geste zu entschärfen. Der Kommentar.
- Vor 50 Jahren findet der Kniefall von Warschau statt.
- Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) bittet für die deutschen Verbrechen in Polen um Vergebung.
- Der nichtjüdischen NS-Opfer wird nicht genug gedacht.
Willy Brandts Kniefall in Warschau gehört zu den ikonischen Szenen des 20. Jahrhunderts. Die Schattenseite solcher Ikonen ist die Vereinfachung. Das gilt auch für Brandts Geste am „Abgrund der deutschen Geschichte“, von dem der Kanzler im Nachhinein sprach. Dieser Abgrund ist viel zu tief, um darin mit Hilfe eines Schlaglichts klar sehen zu können.
50 Jahre später ist da zum Beispiel diese Erkenntnis: Das Gedenken an die nichtjüdischen NS-Opfer hat in Deutschland unter der alles überwölbenden Erinnerung an den Holocaust gelitten. Man muss das so klar sagen, und dabei geht es nicht um Relativierung. Es geht um ein mangelhaftes Problembewusstsein.
50 Jahre Kniefall von Warschau: Willy Brandt bittet Polen um Vergebung
Das Land war beides: Ort des Völkermords an den europäischen Juden und eines Vernichtungsfeldzugs gegen die polnische Bevölkerung. In der Zahl von sechs Millionen getöteten Polen, unter denen drei Millionen Juden waren, wird dies besonders deutlich.
Ein Meilenstein in der Aussöhnung von Polen und Deutschen: Heute vor 50 Jahren setzte Bundeskanzler Willy Brandt mit dem #Kniefall von #Warschau am Denkmal des Warschauer Ghetto-Aufstandes ein Zeichen der Scham für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands. #OTD pic.twitter.com/iDCHIfuJBq
— Steffen Seibert (@RegSprecher) December 7, 2020
Zwei von drei Polen finden heute, dass das Leid ihrer Vorfahren unzureichend gewürdigt wurde. Sie haben recht. Es wäre deshalb allerhöchste Zeit, den unseligen Streit um Reparationen von deutscher Seite mindestens mit einer großzügigen finanziellen Geste zu entschärfen – auch wenn das niemals einen Kniefall ersetzen kann.
Rubriklistenbild: © Christian Spicker / Imago Images