Nordmazedonien: EU in der Bringschuld

Annalena Baerbock besucht Nordmazedonien. Die EU-Partner sollten das kooperative Land nicht länger im Regen stehen lassen. Der Kommentar.
Frankfurt – Wortreich hat Bundesaußenministerin Baerbock bei ihrer Kurzvisite in Nordmazedonien den Gastgebern die Unterstützung Berlins für ihren endlosen Weg in die EU gelobt. Mehr als mit diplomatischen Worthülsen wäre dem gebeutelten EU-Anwärter allerdings mit entschiedenem Hilfestellungen geholfen. Denn ausgerechnet einer der kooperativsten Beitrittskandidaten wird schon seit Jahren von seinen EU-Nachbarn nach Kräften behindert und erpresst.
Bereits 2005 erhielt das damalige Mazedonien den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Doch erst war es Griechenland, das die Beitrittsverhandlungen blockierte, um die Nachbarn zur Umbenennung des Landesnamens zu zwingen. Als Skopje nachgab und 2019 die Umbenennung in Nordmazedonien beschloss, drückte 2020 Bulgarien auf die Vetobremse. Sofia spricht den Nachbarn die eigene Sprache und Identität ab.
Die EU-Partner haben Skopje lange genug im Regen stehen gelassen und sollten sich in der Bringschuld fühlen. Statt warmer Worte wären vermehrter Druck auf Sofia sowie die stärkere Entkoppelung des Beitrittsprozesses von bilateralen Streitigkeiten vonnöten.