Habeck, der traurige Held

Habeck tut das, was er tun muss. Dummerweise tut er sich dabei öffentlich leid. Der Kommentar.
Für Menschen, die zu tränenreicher Wehleidigkeit neigen, hat das Deutsche leider nur ein weibliches Wort: Heulsuse. Aber spätestens jetzt ist es an der Zeit, den Begriff zu gendern: Eine männliche Form der „Heulsuse“ muss her. Kein Geringerer als Robert Habeck hat dafür einen schlagenden Beweis geliefert.
Habeck hat der „Zeit“ ein Interview zur Kanzlerkandidatinnen-Kür von Annalena Baerbock gegeben. Und wer danach noch glaubt, Wehleidigkeit sei etwas für „Suse“, wurde eines Besseren belehrt. Nicht dass Habeck direkt nachtreten würde. Sicher wird er Annalena Baerbock tapfer unterstützen. Er tut also, was getan werden muss, aber dummerweise tut er sich dabei öffentlich leid.
„Bittersüß“ sei der Tag der Verkündigung für ihn gewesen, sagt der leidende Held – und zählt scheinbar harmlos genau diejenigen seiner Erfahrungen auf, die Baerbock fehlen: Koalitionen aushandeln und regieren. Wie ungerecht seine Niederlage ist, muss er dann gar nicht mehr erwähnen.
Gegen Ende des Gesprächs verweisen die Interviewerinnen auf Politiker, die in ähnlicher Lage überall verkünden, dass sie „eigentlich der Bessere gewesen“ wären. Habeck: „Das wird nicht passieren.“ Zu spät.