Das Dilemma des Papstes

In Afrika wird Franziskus daran erinnert, wo er herkommt und wofür er angetreten ist. Das steht im Widerspruch zum überzüchteten höfischen Herrschaftsapparat im Vatikan.
Die Papstreise nach Afrika zeigt, was für die katholische Kirche drin ist. Immer noch gibt sie Menschen Halt und Hoffnung. Der eindringliche Ruf des Papstes nach Frieden, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung spricht einer von Kriegsgräueln geschundenen Bevölkerung aus dem Herzen. Franziskus ist gewissermaßen die Kontrastfigur zu den todbringenden Allüren der Mächtigen, ihrem Kampf um Herrschaft und Besitz.
Franziskus, von Rom aus gesehen „der Papst vom anderen Ende der Welt“, ist auf dieser Reise ganz bei sich. Er wird daran erinnert, wo er herkommt und wofür er angetreten ist. Der Papst besitzt genug emotionale Klugheit, um den Selbstwiderspruch zwischen einer Kirche der Entrechteten einerseits und einem überzüchteten höfischen Herrschaftsapparat im Vatikan andererseits nicht als permanente Zerreißprobe wahrzunehmen. Es ist das Dilemma des Amtes und die Tragik des Amtsinhabers, die Spannung nicht auflösen zu können. Seine jüngste Schelte der Reformbemühungen in der deutschen Kirche lassen befürchten, dass Franziskus nicht mehr die Kraft und vielleicht auch nicht den Willen hat, die Kluft wenigstens zu verringern.