Silvester-Ausschreitungen: Der falsche Vorname

Eine Ethnisierung der Kriminalitätsdebatte gefährdet den sozialen Frieden mindestens ebenso wie jeder Böllerwurf. Ein Kommentar.
Frankfurt – Es wirkt nur wie ein skurriles Detail. Die CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus stellt dem Senat der Hauptstadt Dutzende Fragen zu den Ausschreitungen in der Silvesternacht, in einer davon will sie die Vornamen der Tatverdächtigen wissen. Wohlgemerkt: Die Vornamen der Verdächtigen mit deutschem Pass.
Ethnisierung der Ausschreitungen an Silvester schadet der Integration
Die CDU mutmaßt wohl, dass diese Namen nicht Jonas oder Alex lauten, sondern Aymen oder Hamza. Und so wird auf den zweiten Blick klar, dass es hier um den Kern der mehr und mehr entgleitenden Debatte geht. Die angeblich christliche Partei gesellt sich zu denjenigen, für die es nach Silvester nicht um sozialen Sprengstoff, Bildungschancen oder Gewalt durch junge Männer geht, sondern um Abstammung.
Wer bei Straftaten Vornamen relevant findet, der glaubt, dass manche deutsche Verdächtige eben nicht alman genug sind, also eigentlich „Fremde“, die ... ja, was? Stören? Nicht dazugehören? Abgeschoben werden sollten? Diese Ethnisierung der Debatte gefährdet den sozialen Frieden mindestens genauso wie jeder Böllerwurf. Und sie sendet allen Migrantisierten das fatale Signal: Ihr könnt tun, was ihr wollt, ihr werdet für uns niemals Deutsche sein. Solange dieses im Kern völkische Denken nicht überwunden wird, ist jede Debatte über Integration zum Scheitern verurteilt. (Hanning Voigts)