Bildung nach dem Gipfel: Ein Neustart ist nötig

Ministerin Stark-Watzinger hat den Gipfel falsch aufs Gleis gesetzt. Die Misere muss zur Chefsache werden – und ein Milliarden-Investitionsprogramm aufgelegt werden. Der Kommentar.
Bevor man fragt, welche Ergebnisse der Bildungsgipfel gebracht hat, zu dem Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger eingeladen hatte, gilt es, eine Erkenntnis festzuhalten: So lassen sich die immensen Aufgaben, vor denen das Bildungssystem in Deutschland steht, nicht bewältigen.
Der sogenannte Gipfel war von Anfang an falsch aufs Gleis gesetzt. FDP-Frau Stark-Watzinger hat es vermocht, die Zusammenkunft wie eine Werbeveranstaltung in eigener Sache aussehen zu lassen. Man kann ihr zugute halten, einen Anstoß gegeben zu haben für die dringend notwendige Auseinandersetzung mit einer für das rohstoffarme „Bildungsland“ Deutschland existenziellen Krise. Wie aber soll mehr Gemeinsamkeit entstehen, wenn von 16 Kultusministern und -ministerinnen der Länder gerade einmal zwei (!) den Weg nach Berlin finden? Und der große Rest unter mehr oder weniger stillem Protest zu Hause bleibt?
Also nochmal: Ein Neustart in der Bildungspolitik ist nötig. Damit dieser gelingt, müssen die wesentlichen Akteure und Akteurinnen von Anfang an eingebunden werden. Das sind der Bund und die Länder, nicht nur mit Kultus-, sondern auch Sozial- und Wissenschaftsministerien, die Schüler und Schülerinnen, Eltern, Schul- und Kitafördervereine. Sie können „von unten“ Notwendigkeiten und mögliche Lösungen beschreiben. Zu beteiligen sind Stiftungen, Gewerkschaften, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Es wäre ein Signal für einen echten Gipfel, wenn dort Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsident:innen Bildung zur Chefsache machten.
Und dann muss man natürlich über Geld sprechen (wobei populistische Forderungen à la Saskia Esken nach einem 100-Milliarden-Topf bestenfalls nicht schaden). Natürlich braucht es viel Geld – um mehr Personal einzustellen, um Schulen zu sanieren, um Lehrkräfte und Erziehende zu schulen, um Lernende mit dem auszustatten, was sie für einen Bildungserfolg benötigen. Dazu gehören selbstverständlich kostenlose Tablets oder Laptops für alle Schüler und Schülerinnen zumindest in den weiterführenden Bildungsanstalten. Und vielleicht werden die so gern zitierten 100 Milliarden Euro am Ende noch nicht einmal reichen.
Bevor es aber ans Geldausgeben geht (das ja noch gar nicht da ist), muss verbindlich zwischen den Teilnehmenden vereinbart werden, für was dieses Geld ausgegeben werden soll. Welche konkreten Ziele damit zu erreichen sind. Also etwa, auf welches Niveau die Quote jener gedrückt werden soll, die die Schule ohne Abschluss (und meist ohne große berufliche und gesellschaftliche Lebensperspektiven) verlassen. Die Probleme sind hinreichend beschrieben, Lösungsvorschläge gibt es zuhauf – jetzt geht es darum, es wirklich gemeinsam anzupacken.