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Trump und Fox News – das Ende einer toxischen Beziehung?

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Von: Johanna Soll

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Rupert Murdochs Fox News war einst der Haus- und Hofsender von Ex-US-Präsident Donald Trump. Doch inzwischen hängt bei dem Traumpaar Trump-Fox der Haussegen schief.

Es hatte 2016 alles so schön begonnen: Donald Trump, der rechtspopulistische Präsidentschaftskandidat der Republikaner, der kostenlose Wahlwerbung erhielt – und Fox News, der ultrarechte US-TV-Sender, der seinem Publikum einen Kandidaten ganz nach ihrem Geschmack präsentieren konnte. Sieben Jahre ist diese unheilvolle Verbindung nun her und derzeit ist nicht klar, wie es in der Beziehung Trump-Fox weitergehen wird. Sie brauchen einander, doch sie lehnen sich auch gegenseitig ab – wie die Partner:innen in einer toxischen Beziehung.

Fox News‘ beliebtester Moderator, der rechte Demagoge Tucker Carlson, geht sogar noch weiter. „Ich hasse ihn leidenschaftlich“, schrieb er einem Kollegen über Trump. Der Verhasste pöbelt bisher zumindest nicht persönlich zurück, sondern lässt die Drecksarbeit von seinem rechtsextremen Gesindel verrichten. Steve Bannon, Trumps ehemaliger Chefstratege, mit dem er sich erst überworfen und dann wieder vertragen hat, wandte sich an Rupert Murdoch, den Vorstandsvorsitzenden der Fox Gruppe.

Damals war noch alles harmonisch zwischen Ex-US-Präsident Donald Trump und dem rechten US-TV-Sender Fox News (Foto vom 25. Juni 2020)
Damals war noch alles harmonisch zwischen Ex-US-Präsident Donald Trump und dem rechten US-TV-Sender Fox News (Foto vom 25. Juni 2020) © Brian Cahn / Imago

„Murdoch, Sie meinen, dass Trump nicht Präsident wird“, sagte Bannon am Ende seiner Rede bei der rechten CPAC-Konferenz kürzlich. „Nun, wir meinen, dass Sie keine Sendergruppe mehr haben werden, weil wir Sie erbarmungslos bekämpfen werden.“ Diese Kriegserklärung des Trump-Lagers gegen dessen einstigen Lieblingssender ist nur eines der Probleme, mit denen Fox derzeit konfrontiert ist. Im Zuge eines Rechtsstreits kam heraus, dass Milliardär Murdoch in einer E-Mail eingeräumt hatte, dass einige Fox Moderator:innen in der Verteidigung des Kapitolsturms „zu weit gegangen“ seien.

Donald Trump und Fox News: Beide haben juristischen Ärger

Fox News und Trump haben, ausgehend von ihrer eigenen Monstrosität, ein weiteres Monster geschaffen, das sich nun nicht mehr von ihnen kontrollieren lässt: rechtsextreme Wähler:innen beziehungsweise Zuschauer:innen. Sowohl die apokalyptischen Wahlkampfauftritte Trumps als auch die Verschwörungslügen, die Fox News verbreitet, dienen dazu, dieser Zielgruppe das zu erzählen, was sie hören will. Der Wahrheit spielt dabei keine Rolle.

Diese Masche geht so lange gut, solange sie nicht strafbar ist oder Dritte erfolgreich dagegen klagen. Im Fall von Fox News klagt der kanadische Konzern Dominion Voting Systems, der Wahlmaschinen herstellt, wegen Verleumdung auf 1,6 Milliarden US-Dollar. Gegen Dominion richten sich viele der unhaltbaren Falschbehauptungen des Trump-Lagers, die auf Fox News wiederholt wurden. Gegen Trump wird unter anderem wegen des Kapitolsturms und wegen versuchter Wahlmanipulation im Bundesstaat Georgia ermittelt.

Rupert Murdoch, Vorstandsvorsitzender der Fox Gruppe (2019)
Rupert Murdoch, Vorstandsvorsitzender der Fox Gruppe (2019) © Lev Radin / Imago

Egal, wie die Verfahren ausgehen, sie haben bereits jetzt Details ans Licht gebracht, die zeigen, dass Trump und Fox News wider besseres Wissen falsche Tatsachen behaupten und daran festhalten. Warum? Weil ihr Publikum es von ihnen erwartet und sich abwendet, sollten sie sich mäßigen oder zurückrudern.

Fox News und Großspender wenden sich von Trump ab

Diese Sorge hatte auch Tucker Carlson, als er sich in einem Gruppen-Chat mit seinen Fox-Kolleg:innen austauschte. Nach der US-Wahl 2020 widersprach eine Fox-Korrespondentin Trumps Wahllüge in einer Sendung. Daraufhin schrieb Carlson: „Bitte sorgt dafür, dass sie gefeuert wird… Was zum Teufel? Ich bin wirklich schockiert… Das muss sofort aufhören, und zwar heute Abend. Es schadet dem Unternehmen merklich. Der Aktienkurs ist abgestürzt. Das ist kein Scherz.“ Eine Kollegin sollte seines Erachtens vor die Tür gesetzt werden, weil sie die Wahrheit gesagt hatte.

Dass sich Fox News inzwischen von Trump ab- und Ron DeSantis zuwendet, hat wegen der Dominion-Klage wohl auch rechtlich-finanzielle Gründe. Der rechtsradikale Gouverneur des Bundesstaates Florida ist der neue Fox-Liebling. Er ist fast täglich bei dem republikanischen Propaganda-Kanal zu sehen und wird immer wieder gefragt, wann er denn nun endlich seine Präsidentschaftskandidatur bekannt geben wird.

Gleichzeitig unterliegt Trump Berichten zufolge einer internen Sperre bei Fox News. Sein letzter Auftritt in der Abendsendung seines Freundes und Fox-Moderators Sean Hannity war im September 2022. Angeblich wollen die Murdochs Trump hinter sich lassen. Und Fox News ist nicht der einzige rechte Player, der Trumps Wiedereinzug ins Weiße Hause verhindern will.

Auch bei den Großspendern der Republikaner ist Trump in Ungnade gefallen. Er ist ihnen zu unberechenbar, hat bereits zu republikanischen Wahlverlusten geführt und nun wollen sie „ein neues Kapitel schreiben“. So steht es in einem Memo der Lobbygruppe des mächtigen rechten politischen Netzwerk Americans for Prosperity des ultrarechten US-Industriellen und Milliardärs Charles Koch. Doch schon bei seinem Wahlsieg 2016 hatte Trump deutlich weniger Geld in der Wahlkampfkasse als seine demokratische Gegnerin Hillary Clinton.

Trump und Fox News sind noch nicht fertig miteinander

Wie weit kann es ein Kandidat in den USA bringen, der allen Wähler:innen ein Begriff ist, weil er bereits Präsident war, aber das wichtigste rechte Medium und große Geldgeber:innen gegen sich hat? Derzeit liegt Trump in den meisten Umfragen vorn und kann das tun, was im gut liegt: sich auf seine vermeintliche Opferrolle zurückziehen. Alle seien gegen ihn, das Establishment wolle ihn verhindern. Er, der angeblich milliardenschwere Underdog, kämpfe für die „vergessenen Männer und Frauen unseres Landes“.

Nach aktuellem Stand stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass es Trump zum dritten Mal in Folge schafft, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden. Und wie wird sich Fox News dann verhalten? Etwa US-Präsident Joe Biden unterstützen? Das scheint kaum denkbar. Partner können sich aus ihrer toxischen Beziehung oft nicht lösen, weil sie weder mit noch ohne einander können. Es sei denn, äußere Umstände, wie etwa eine verlorene Vorwahl, führen dazu, dass sich ihre Wege trennen.

Bis dahin wird Fox News wohl weiterhin Trump die Stange halten, so wie unlängst Tucker Carlson, als er in seiner Sendung erneut für Trump log und behauptete, der Mob, der am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmte, und für Tote, zahlreiche Verletzte und rund eintausend Festnahmen sorgte, seien tatsächlich „friedliche, gesittete, sanftmütige Touristen“ gewesen. Trumps Reaktion darauf? Die gab er in gewohnter Manier auf seiner rechten Online-Plattform Truth Social bekannt: „GROSSARTIGE ARBEIT VON TUCKER CARLSON HEUTE ABEND.“

Trump und Fox News sind, wie es aussieht, noch nicht fertig miteinander – sie brauchen sich gegenseitig. Ob sie sich dabei ausstehen können oder nicht, ist zweitrangig. (Johanna Soll)

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