Urlaub will geplant sein

Wohin, wenn es in Portugal zu heiß ist, in Schottland zu nass und im Schwarzwald nur noch umgebaute Garagen frei sind? Unsere Autorin Petra Kohse sucht eine Lösung.
Haben Sie schon Ihren Urlaub geplant? Wir wollten es dieses Jahr mal auf uns zukommen lassen, weil wir jetzt nicht mehr an die Schulferien gebunden sind, und da ist man auf einmal ganz flexibel, fahren wir heute nicht, fahren wir morgen und so.
Aber dann kam plötzlich, so gegen Ostern, die Idee auf, mit Freunden gemeinsam zu verreisen – und die haben noch einen schulpflichtigen Sohn. Nicht dass er mitwill, aber man kann ihn ja – kommen wir heute nicht, kommen wir morgen – mitten im Schuljahr nicht plötzlich zwei Wochen alleine lassen.
Ein letztes Mal Sommerferien in den Sommerferien also. Gutgelaunt hoben wir unsere Aperol-Spritz-Gläser und begannen zu planen. Frankreich! Spanien! Portugal! Das Baltikum! Nein, das ist zu dicht an Russland. Kroatien! Schottland! Dänemark. Dänemark? Zu kalt und zu platt. Portugal zu heiß, Schottland zu nass. Den Spanierinnen und Spaniern wollen wir kein Wasser wegnehmen. Wir könnten dort Naturcamping machen, ohne Duschen. Dreistimmig abgelehnt.
Ein paar Wochen später waren wir auf Kurs Südfrankreich, hatten schon Kontakt zu einem Vermieter geknüpft und nach Flügen geschaut. Die Sache nahm Form an, wie man so sagt. Da meldeten sich die erwachsenen Töchter beider Parteien, und sagten, dass sich das doch sehr gut anhöre und sie gerne mitkämen. Jeweils alleine eher nicht, aber zusammen wäre es bestimmt lustig. Natürlich freut man sich als älterer Mensch und Elternteil, wenn die Jugend ins Boot steigt und sagt nicht Nein. Aber das fokussierte Haus war für vier Personen vorgesehen, und zu sechst bräuchten wir zwei Mietwagen, auch wegen der unterschiedlichen Interessen, die Flüge mit Zwischenstopp haben ebenfalls ihren Preis – es wurde zu teuer.
Vielleicht Polen? Österreich? Schwarzwald? Da war noch keiner von uns. Wasserfälle, Wandern, Schwarzwaldhäuser, Kuckucksuhren… toll! Wir scrollten uns durch die Angebote und kamen zu dem Schluss, dass es offenbar einen Grund dafür gab, dass noch niemand von uns im Schwarzwald war. No offense, ihr Fremdenverkehrseinrichtungen im Nord-, Mittel und Südschwarzwald, aber umgebaute Garagen und Hobbyräume mit Aufbettung nannte man in Mecklenburg früher ehrlicherweise „Sachsenstall“. Oder sind nicht nur alle günstigen, sondern einfach alle besseren Unterbringungen im Schwarzwald längst weg? Bucht der Schwarzwaldurlauber jeweils schon bei der Abreise fürs nächste Jahr?
Das gibt es ja, dass Leute mehrfach am gleichen Ort Urlaub machen. Es entspannt sie, wenn sie alles schon kennen. Und wenn es irgendwo schön ist, liegt die Versuchung nahe, daran festzuhalten. Gern kommt man daher zum zweiten Mal – und wenn man noch ein drittes Mal weich wird, schnappt die Falle zu. Denn danach kann man nicht mehr wechseln. Wer dreimal an einem Ort war, an dem es nicht schön genug ist, um noch ein viertes Mal zu buchen, gibt zu, dass bereits das dritte, womöglich schon das zweite Mal zu viel war, und das darf nicht sein. Da heißt es Augen zu und durch für den Rest des Lebens. So muss es sein mit dem Schwarzwald.
Wobei die erwachsenen Töchter gerade gestern, als wir alle wieder mal recherchierend zusammensaßen, zurückgezogen haben. Sie würden doch lieber mit mehreren Freunden wegfahren, der Schwarzwald sei zudem nicht ganz so… Meine Freundin hat ein trauriges Gesicht gemacht und schnell dem französischen Vermieter getextet. Drücken Sie uns die Daumen!
Petra Kohse ist Theaterwissenschaftlerin, Kulturredakteurin, Buchautorin und Heilpraktikerin für Psychotherapie.