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FDP gegen Maskenpflicht: Egomanen missbrauchen den Begriff der „Freiheit“

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Von: Katja Thorwarth

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FDP-Vize Wolfgang Kubicki
Vortänzer in Sachen neoliberaler Eigenverantwortung: Wolfgang Kubicki. © Philipp von Ditfurth/dpa

Die FDP lehnt den Schutz einer Maskenpflicht im Supermarkt ab. Damit gefährden sie die Gesundheit der Menschen - mithilfe eines kruden Freiheitsbegriffs.

„Freiheit“ und „Eigenverantwortung“ sind selbst für die politische Phrasendrescherszene unangenehm überstrapazierte Vokabeln. Die viel beschworene „Eigenverantwortung“ wird beinahe sekündlich fahrlässig an eine vergewaltigte „Freiheit“ gekoppelt, die immer nur das meinen darf, was die Egoman:innen in dieser Republik dafür halten.

1948 wurde die FDP einzig für diese Klientel gegründet, die neben „Bürogelb“ auch Magenta – immerhin die Signalfarbe einer Telekommunikationsfirma – als identitätsstiftend knorke findet. Das sagt mehr über den Laden aus, als ihm lieb sein dürfte. Gerade die hier nicht näher definierte „Wirtschaft“ ist ganz besonders scharf darauf, die „Freiheit“ in einer derart missbräuchlichen Art und Weise vor sich herzuplärren, als bedeute sie nicht mehr als die eigene ungezügelte Handlungsmacht.

Die FDP träumt beim Coronavirus nur von der Pharmalobby

Wie gut die Telekom-Pinken dazu passen, haben sie eindrücklich in ihrer Corona-Politik bewiesen, als sie dem Freiheitsbegriff jene Duftmarke in Schattierungen von gelb aufpressten, die jedes verantwortliche Handeln explizit ausschließt. Vortänzer in Sachen neoliberaler „Eigenverantwortung“ ist übrigens Wolfgang Kubicki, der auf dem FDP-Parteitag die Abwesenheit des Covid-19-infizierten Christian Lindner betrauerte: „Hätte Karl Lauterbach den Beschluss nicht zurückgenommen, dass wir nicht mehr in Quarantäne müssen, dann wäre Christian Lindner heute bei uns.“

Damit hat der Mann freundlicherweise das gesundheitspolitische Interesse seiner Partei zusammengefasst und einmal mehr unterstrichen, dass die FDP beim Coronavirus nur von der Pharmalobby träumt. Könnte einigermaßen wurscht sein, hätte Kubicki damit nicht ein fatales Signal an all jene gesendet, für deren „Eigenverantwortung“ die Liberalen sich ja zu interessieren behaupten.

Einkaufen wird zum Gesundheitsrisiko – auch dank der FDP

Und da wir es nun einmal insbesondere den Gelben zu verdanken haben, dass die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen weitestgehend aufgehoben wurde, wird das Einkaufen im Supermarkt mittlerweile zum Gesundheitsrisiko.

Denn die „eigenverantwortlichen“ Jünger der Freiheit – und damit sind jetzt nicht die stets jenseits messbarer Vernunft agierenden „Querdenker:innen“ gemeint – nehmen sich politische Größen gerne als Beispiel. Beziehungsweise deren gesetzlich verankerte Handlungsanweisungen gerade dann ernst, wenn gesamtgesellschaftliche Rücksichtnahme darin gar nicht mehr vorkommt. Dass die FDPsche „Eigenverantwortung“ vom Eingang bis zur Wursttheke lediglich insofern reicht, der Nebenfrau nicht gezielt ins Gesicht zu niesen, kann für alle jene kein Trost sein, für die eine Corona-Erkrankung trotz Omikron potenziell tödlich ist.

Karl Lauterbach: Als Gesundheitsminister bislang gescheitert

Daran hat sich auch nichts geändert, nur weil die Ampel, und hier sei der völlig an seinem Posten bislang gescheiterte Gesundheitsminister Karl Lauterbach erwähnt, gefährdete Gruppen aus dem öffentlichen Raum wegdenkt und nicht einmal mehr den minimalen Schutz einer Maskenpflicht im Supermarkt sicherstellt.

Denn tatsächlich sind viele Leute nicht bereit, für ihren 15-minütigen Einkauf schon aus Solidarität mit den Angestellten auf ihren „Freies-Gesicht-freier-Bürger“-Habitus zu verzichten. Was aufs Neue beweist, dass das Konzept der „Eigenverantwortung“ offenbar nur im Kontext des eigenen Wohlbefindens funktioniert.

„Frei zu sein heißt, das eigene Leben ohne fremden Zwang selbst bestimmen zu können“, ist entsprechend nicht mehr als eine egomane Brüllparole, die Freiheit für andere willentlich ausschließt. Aber das passt zum FDP-Konzept wie das Gelb zu Magenta. (Katja Thorwarth)

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