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Lisa Fitz oder das Populismusgeschrei einer Wutbürgerin

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Von: Katja Thorwarth

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Lisa Fitz. (Archivbild)
Kabarettistin Lisa Fitz. © imago

Wenn eine Kabarettistin antisemitisch wird oder Fake News verbreitet, ist es nicht lustig. Die Kolumne über Lisa Fitz.

Haben Sie einmal versucht, mit sogenannten Querdenkern über die Coronaimpfung zu diskutieren? Vermutlich hat Ihr Gegenüber fix enge „Bekannte“ aus dem Hut gezaubert, die entweder schwer erkrankt seien oder die Impfung nicht überlebt hätten. Millionen Corona-Tote scheinen plötzlich marginal verglichen mit den Opfern der Pharmaindustrie – Zweiflerinnen und Zweifler mögen diesbezüglich bitte das Internet bemühen.

Und siehe da: „Fast 1000 Impftote innerhalb von 2 Wochen“, heißt es in einem zur Schlagzeile gewordenen Traum der Corona-Schwurbler-Fraktion, die deren Behauptungen zu bestätigen scheint. In die „nächste Runde“ gehe der Wahnsinn und weiter gebe es „viele Tote, die unmittelbar nach ihrer Impfung verstorben sind“.

Lisa Fitz lässt sich von Heiko Schrang interviewen

Wer den Toten, die die Coronaimpfung dahingerafft haben mag, nachspüren will, landet auf „wallstreet-online.de“ und wird bitter enttäuscht: Der Text ist nicht mehr verfügbar. Interessant wäre jedoch, wie er auf das Finanzportal kam. Da könnten die Frauenhasser vom rechten Wikimannia-Portal weiterhelfen, denn die antifeministische Nachschlageseite listet den Verschwörungserzähler Heiko Schrang als „freien Autor“ von Wallstreet Online auf.

Schrang, der das düstere Bild eines „Corona-Chip für alle“ aka „totale Überwachung“ zeichnet, ist prominenter Vertreter der „Querdenker“-Szene der ersten Stunde. Auf den sogenannten Hygienedemos ließ er sich beispielsweise mit Verschwörungsfachmann Ken Jebsen ablichten, eine andere Aufnahme zeigt ihn mit dem verurteilten Rechtsextremisten Nikolai Nerling. Dies nur, um den Mann inhaltlich einzuordnen.

Kabarettistin Lisa Fitz hat keinerlei Berührungsängste

Wer mit Schrang keinerlei Berührungsängste hat, ist Kabarettistin Lisa Fitz, die bereits 2018 bei „SchrangTV“ „Klartext“ gesprochen hatte. Der Auftritt ging nach der Veröffentlichung ihres Xavier-Naidoo-Gedächtnis-Songs „Ich seh dich“ online, in dem sie antisemitische Stereotype in einen Liedtext verpackte. „Rothschilds, Rockefeller, Soros und Konsorten. Die auf dem Scheißeberg des Teufels Dollars horten“, trällert sie in dem gruseligen Machwerk, für das Jebsen durchaus als Producer verantwortlich zeichnen könnte.

Könnte, denn solche Inhalte bekommt Fitz ganz alleine hin. Denn was für die selbsternannte Verteidigerin des „politischen Kabarettismus“ (Fitz bei Russia Today), die ihre Kolleginnen und Kollegen gerne mal als „systemimmanente Hofnarren“ bezeichnet, praktisch scheint, sind die antisemitischen Codes bei den „Querdenkern“.

Lisa Fitz lässt sich in SWR-Sendung „Spätschicht“ über angebliche Corona-Impftote aus

Entsprechend erreicht sie mit ihrer mittlerweile aus dem TV getilgten 5000-Impftoten-Lüge jene Zielgruppe, die gelbe „Ungeimpft“-Sterne trägt, „SchrangTV“ schaut und Ken Jebsen oder Boris Reitschuster mit Journalisten verwechselt. Fitz hatte sich in der SWR-Sendung „Spätschicht“ über Corona ausgelassen und gewohnt unterkomplex politisches Kabarett mit dem Populismusgeschrei einer Wutbürgerin verwechselt.

Wer diesbezüglich hart im Nehmen ist, schaue sich ihren Beitrag im Wiederholungstäterformat „Spätschicht“ über „Political Correctness“ an. Zum Kaputtlachen, wie sie nach unten tritt, um sich in Mir-können-die-Gutmenschen-nix-vormachen-Manier dem weißen Hetero-Mann anzubiedern. Was verständlich ist, denn der klatscht bei Fitz vermutlich am lautesten.

Übrigens sind laut Paul-Ehrlich-Institut zwischen Dezember 2020 und 30. September 2021 im zeitlichen Abstand zur Impfung 1254 Menschen verstorben – einen „ursächlichen Zusammenhang“ gebe es lediglich in 48 Fällen. Zu diesem Zeitpunkt waren zudem 107.888.714 Dosen verabreicht - für Erst- und Zweitimpfungen. (Katja Thorwarth)

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