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Alles hat ein Ende - auch die Currywurst

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Von: Joachim Wille

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Eine vegane Currywurst. Sie ersetzt immer öfter die klimaproblematische, tierische Version.
Eine vegane Currywurst. Sie ersetzt immer öfter die klimaproblematische, tierische Version. © Tobias Schwarz/afp

Unser aktueller Fleischkonsum muss aufhören. Dem können sich auch Currywurst, Steak und Burger nicht entziehen. Die Kolumne „Öko-logisch“.

Das Aus für die Currywurst. Es wäre in der guten (schlechten?) alten Zeit undenkbar gewesen. Dass es eng würde für den „Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“, wie Altkanzler Gerhard Schröder die Wurst einst nannte, deutete sich schon 2021 an, als ausgerechnet eine Werkskantine von Volkswagen das Traditionsgericht der VW-Werker vom Speiseplan strich. „Wenn ich noch im Aufsichtsrat von VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben“, befand Schröder damals. Viele sprangen dem damals noch nicht ganz so diskreditierten Schröder bei. Doch es war wohl nur ein letztes Aufbäumen.

Mundgerecht geschnitten, heiß, fettig, getränkt in roter Soße. Dazu am besten Pommes. So mögen die Gourmets des Einfachen die klassische Currywurst, zumeist im Straßenverkauf oder in der Kantine. Doch subkutan, also unter der Pelle, geschieht Revolutionäres. Die diesjährige Ernährungsstudie des Konzerns Nestlé zeigt: immer mehr Kantinen verabschieden sich zwar nicht ganz von der Currywurst, bieten aber auch eine fleischfreie Alternative an. Rund 80 Prozent der Betriebskantinen halten an der Fast-Food-Ikone fest, in gut jeder zweiten davon gibt es sie in „veggie“, weitere wollen folgen.

Der Trend ist eindeutig. Fleisch und Wurst sinken in der Gunst der Deutschen. Die verspeisten Mengen pro Kopf nehmen seit Jahren ab, dagegen ernähren sich mehr Menschen vegetarisch und Ersatzprodukte boomen. Die Studie fördert hier interessante Details zu Tage. Rund 55 Prozent der befragten Katinen- und Mensa-Betreiber rechnen damit, dass die Nachfrage nach veganen Gerichten steigen wird, und 42 Prozent schätzen, dass die nach Fleisch sinkt. Und auch das Thema Klima spielt zunehmend eine Rolle: Jede fünfte Großküche bietet bereits täglich eine Speise mit verringertem CO2-Fußabdruck an. Der Betreiber von Mercedes-Benz Gastronomie, mit neun Millionen Mittagessen einer der größten Anbieter hierzulande, rühmt sich, die Klimabilanz seiner Speisen von 2021 auf 2022 um 15 Prozent gesenkt zu haben.

Das heißt, anders essen ist im Trend. Das ist aber auch dringend nötig, weil laut einer aktuellen Studie allein der Nahrungsmittelsektor bei künftig zehn Milliarden Menschen weltweit die Erderwärmung von jetzt 1,1 Grad bis 2100 auf zwei Grad hochtreiben wird, wenn Currywurst, Steak, Burger und Co., rotes Fleisch und die Verschwendung im Lebensmittelsektor noch länger das Maß der Dinge bleiben.

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