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Die Ukraine-Katastrophe verstehen

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Von: Martin Benninghoff

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Das Logo des Podcasts der „Salon-Kolumnisten“
Das Logo des Podcasts der „Salon-Kolumnisten“ © Salonkolumnisten.com

Expertise statt Faktenarmut: Der Podcast „Ostausschuss“ klärt kompetent auf – die politische Medienkolumne „Polopolis“.

Alleine schon für den Namen „Salon-Kolumnisten“ gebührt ihnen Applaus. Dahinter verbirgt sich eine bunte Truppe von Journalistinnen und Journalisten, die durchaus tendenziös sind. Dürfen sie auch, sind ja Kolumnist:innen. Fest steht nur, ihr Podcast „Ostausschuss“ ist hörenswert. Man lernt dazu und erfährt, wie es dazu kommen konnte, dass sich Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zwar stark für Moskau interessierte, aber lange Zeit nur sporadisch für die osteuropäischen Nachbarn in Riga, Warschau und natürlich Kiew. Die Rückschau im Groll soll aber nur den Boden bereiten für bessere Politik – das macht das Angebot konstruktiv zukunftsorientiert.

Die Aufgabe der Medien.
Die Medienkolumne der FR. © FR

Wäre dies ein weiterer Meinungs-Talk ohne Kenntnisse, könnte man abschalten. Aber der „Ostausschuss“ ist kompetent besetzt, als da wären: Militärexperte Gustav Gressel, der einst beim österreichischen Bundesheer Soldat war, und beim European Council on Foreign Relations beschäftigt ist. Die Osteuropa-Historikerin Gabriele Woidelko leitet bei der Körber-Stiftung den Bereich Geschichte und Politik, Sozialdemokrat und Historiker Jan Claas Behrends arbeitet an der Viadrina in Frankfurt/Oder (und geht mit der Vor-Zeitenwende-SPD in der Russland-Frage ins Gericht) und Franziska Davis forscht an der LMU München zur Geschichte Russlands, Polens und der Ukraine.

Die Auswahl zeigt Expertise, was ja nicht heißt, dass man sich den Einschätzungen automatisch anschließen muss. Die sind meist klar und pointiert, Putin-Versteher:innen wird man hier zum Glück kaum finden. Das mindert zwar den Unterhaltungswert, verstärkt jedoch den sachlichen Ton dieses Podcasts, der sich von Krawall-Talks wohltuend abhebt, die oft darauf setzen, dass Sahra Wagenknecht die Runde aufmischt. Für Freund:innen des Polit-Entertainments ist er nur bedingt geeignet, denn wie die Auswahl der Sprecherinnen und Sprecher nahelegt, sind darunter keine Moderations-Koryphäen, die uns durch Stimme und Wortwitz bezaubern. Aber darum geht es nicht: Wer sich beim Joggen tiefer in die wichtigste politische Materie dieser Tage einarbeiten möchte, dem seien die Folgen über den Holodomor – Stalins Verbrechen an den Menschen der Ukraine -, der Geschichte der Krim oder auch des mangelnden Einflusses der deutschen Osteuropawissenschaft auf die Politik empfohlen. Martin Benninghoff

Bei Streaming-Anbietern und im Web: salonkolumnisten.com.

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