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Der Müll der FDP

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Von: Rainer Grießhammer

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„Fangen wir an!“ der Slogan der FDP bei ihrem Parteitag Ende 2021. Klingt nach Fortschritt. Doch die Partei favorisiert klimafeindliche Technologien wie das Verpressen von Kohlendioxid im Boden.
„Fangen wir an!“ – der Slogan der FDP bei ihrem Parteitag Ende 2021. Klingt nach Fortschritt. Doch die Partei favorisiert klimafeindliche Technologien wie das Verpressen von Kohlendioxid unter der Erde. © Michael Kappeler/dpa

„Fortschrittstechnologien“ sollen sich im freien Wettbewerb durchsetzen können. In Sachen Klimaschutz sind ihnen Atomenergie, Kernfusion, E-Fuels und CCS besonders wichtig. Die Kolumne „Öko-Logisch“.

Das FDP-Präsidium hat die gesetzliche Verankerung eines „Technologiefreiheitsprinzips“ gefordert. „Fortschrittstechnologien“ sollen sich demnach im freien Wettbewerb durchsetzen können. Für den Klimaschutz heben sie ausgerechnet vier Loser-Technologien hervor: Atomenergie, Kernfusion, E-Fuels und CCS.

Während die Suche nach einem Endlager für 60 Jahre an Atommüll just um weitere Jahrzehnte geschoben wurde, setzt die FDP auf die Entwicklung neuer AKW. Die hätten aber die alten Sicherheitsprobleme, kämen für den Klimaschutz viel zu spät und könnten nur mit vielen Milliarden staatlicher Unterstützung gebaut werden.

Das Milliardengrab der Kernfusion funktioniert auch nach 50 Jahren Technologieentwicklung nur im Labor, in einer millimeterkleinen Kammer unter extremen Bedingungen und für einen Sekundenbruchteil. Die FDP fordert aber schon mal die Entwicklung eines deutschen Kernfusionsreaktors. Bei dem müssten die Wände und Materialien extrem hohe Belastungen aushalten. Pro Sekunde würde eine Energiemenge freigesetzt, die einer mittelgroßen Bombe respektive 250 kg TNT entspricht. Vielleicht hat jemand in 1000 Jahren eine Idee, wie das funktionieren soll.

Die von der FDP geforderte Entwicklung von E-Fuels für Pkw ist schon längst erfolgt, aber die E-Fuels sind im Wettbewerb gescheitert. Für ihre Herstellung pro 100 Kilometer wird etwa fünfmal so viel Strom benötigt wie ein Elektroauto dabei verbraucht. Entsprechend hoch sind die Kosten. Einsatzbereiche gibt es nur in speziellen Bereichen wie etwa im Flugverkehr.

Die FDP fordert auch noch die Entwicklung von CCS, also das Verpressen von Kohlendioxid in einem unterirdischen Lager. Auch das gibt es schon längst (in Norwegen) und ist quasi die Ultima Ratio, wenn naheliegende Klimaschutzmaßnahmen nicht genutzt werden – wie etwa im Verkehrsbereich. Nach Berechnung des Umweltbundesamts würde ein Tempolimit dagegen jährlich 6,7 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Die FDP will das auf keinen Fall, fordert lieber ein deutsches CCS-Lager. In das könnte man dann irgendwann mit viel Aufwand und Kosten die im Verkehrsbereich nicht vermiedenen Millionen Tonnen CO2 vergraben. Und das Technologiepapier der FDP am besten gleich noch mit.

Prof. Dr. Rainer Grießhammer ist Vorstand der Stiftung Zukunftserbe. Der Bestseller-Autor führte viele Jahre das Öko-Institut.

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