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Kolumne
AfD: Egal wie gut Jörg Meuthens Krawatte sitzt - rechtsextrem bleibt rechtsextrem
- vonKatja Thorwarthschließen
Immer weniger Menschen folgen der sogenannten Alternative für Deutschland. Dagegen hilft auch Meuthens Inszenierung nicht. Die Kolumne.
- Die AfD sinkt in der Gunst der Wähler.
- Auf dem Parteitag versucht Sprecher Jörg Meuthen die sogenannte Mitte zu erreichen.
- Man versucht mit allen Mitteln, den Schein der „bürgerlichen Seriosität“ zu wahren.
Auf sieben Prozent ist die AfD in der Wählergunst aktuell abgeschmiert. Dies vermeldete das Meinungsforschungsinstitut Forsa am 28. November, und selbst wenn solche Erhebungen aufgrund einer möglichen Fehlertoleranz mit Vorsicht zu genießen sind, so verweisen sie doch in eine bestimmte Richtung. Und die zeigt nach unten.
Bleiben wir bei Forsa: Im März wurde dort erstmals seit September 2017 ein einstelliger AfD-Umfragewert notiert. Neun Prozent wollten ihr Kreuz bei den Blaubraunen machen; Ende 2019 waren es noch 14 gewesen.
AfD-Sprecher Meuthen mit einer cleveren Rede
Eine Ursache dürfte deren wirre Corona-Politik sein, die durch eine zwanghafte Antihaltung gegenüber dem – egal welchem – Kurs der verhassten Merkel-Regierung besticht. Denkbar schlecht scheint auch die Idee, Seite an Seite mit den „Querdenkern“ zu marschieren, selbst wenn sich der ein oder die andere aus dem heterogenen Grüppchen für die AfD rekrutieren lässt. Dass das jedoch für das Wahljahr 2021 reicht, daran hat Bundessprecher Jörg Meuthen so seine Zweifel.
Entsprechend hatte der auf dem AfD-Parteitag eine clevere Rede gehalten, die ausschließlich auf seine Lieblingsklientel zugeschnitten war: den sogenannten Bürgerlichen aus der sogenannten Mitte. Die nämlich gilt es zu gewinnen, die Rechtsextremen werden von Björn Höcke längst abgedeckt.
Die AfD: Man inszieniert sich bürgerlich-konservativ
Meuthen hat das gar nicht schlecht gemacht. „Vernunft“ und „Disziplin“ hatte er angemahnt, letzteres ist schließlich die deutsche Tugend, die er bei den „Provokateuren“ schmerzlich vermisst. Nicht wenige fühlten sich direkt angesprochen: Da wurde gebuht, dazwischengerufen und sich genauso verhalten, wie es Meuthen wohl wollte.
Der braucht nämlich seine parteiinternen Gegner im Dunstkreis des offen extrem rechts lebenden Dampfplauderers Höcke schon allein deshalb, um den Großteil der AfD für den Verfassungsschutz als bürgerlich-konservativ zu inszenieren. Da wird dann gerne ein „gemäßigt“ draus und eine Zwei-Lager-Partei, die sich in ihrer politischen Ausrichtung unterscheide.
Das ist völliger Quatsch, denn in einer rechten Partei wie der AfD kann es kein „rechtes Lager“ und ergo auch keine „Gemäßigten“ geben. Vielmehr wollen die einen in ihrer Außendarstellung den Schein einer bürgerlichen Seriosität (Jörg Meuthen) wahren, während die anderen das aggressiv-provozierend Polternde als die Sprache wählen, die ihre Anhänger verstehen.
Jörg Meuthen handelt aus reinem Kalkül
Übrigens ist es noch gar nicht lange her, da waren Meuthen und Höcke richtig dicke miteinander. Zumindest durfte Meuthen mehrfach auf den berüchtigten Kyffhäusertreffen Reden schwingen, in denen er die Gemeinsamkeit mit dem „Flügel“ stets betonte.
Das war natürlich, bevor der Verfassungsschutz die AfD ins Visier genommen hat und so manche Männerfreundschaft zerrüttete. Daher dürfte die potenzielle Beobachtung der Blaubraunen inklusive eines Imageverlusts die maßgebliche Handlungsmotivation Meuthens sein.
Was die AfD im Gesamten ausmacht, zeigt sich hingegen an ihrem sozialpolitischen Leitfaden, der „Solidarität und gegenseitige Hilfe innerhalb unseres Volkes“ einfordert. Wer mit „unserem Volk“ gemeint ist, untersteht sicherlich der Definitionshoheit der „Alternative“, die „Volk“ gerne an Blut und Boden koppelt. Und dann auch noch eine Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund einer staatlichen Kategorisierung propagiert.
Das ist ein Merkmal für eine Partei, die kein „rechtes Lager“ braucht – egal, wie gut die Krawatte von Jörg Meuthen sitzt.
Rubriklistenbild: © INA FASSBENDER/afp