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Mode
Harry Styles trägt Röcke – über einen wirklich starken Mann
- vonManuel Almeida Vergaraschließen
Dass ein Kleid im Alleingang die Spezies Mensch ausrotten kann, kommt überraschend. Eine rechte Kommentatorin ist davon aber überzeugt.
Mode ist Macht, das wurde an dieser Stelle hoffentlich des Öfteren glaubhaft dargelegt. Dass aber ein Kleid offenbar im Alleingang die Spezies Mensch ausrotten kann, kommt jetzt doch eher überraschend. Candace Owens allerdings scheint mehr zu wissen als der Rest der Welt. „Es gibt keine Gesellschaft, die ohne starke Männer überleben kann“, twitterte die rechtskonservative US-Kommentatorin vergangene Woche, „bringt die männlichen Männer zurück!“ Owens hat sich einen Namen als #BlackLivesMatter-Kritikerin und Trump-Befürworterin gemacht. Und was ihren ohnehin beengten Horizont jetzt noch ein wenig fester zusammenzurrt, ist seit wenigen Tagen auf dem Cover der US-„Vogue“ zu sehen.
In besagtem Weltuntergangs-Kleid nämlich – ein puderblaues Gucci-Design mit Rüschen und Spitzendekor – steckt Harry Styles. Als erster Mann überhaupt landete der britische Musiker solo auf dem Titel des wichtigsten Frauenmodemagazins der Welt, fotografiert von Tyler Mitchell. „Harry Styles macht seine eigenen Regeln“, steht darunter. Geschlechtsneutrale und geschlechtsübergreifende Fummel, Perlenketten und lackierte Nägel zeugten in der Vergangenheit vielfach davon. Styles, der sich auf den Bildern im Heft auch in einem karierten Rock von Wales Bonner und einer Krinoline von Comme des Garçons zeigt, gehört neben den Schauspielern Timothée Chalamet und Jaden Smith zu einer neuen Garde männlicher Stilikonen, die in ihren feinsinnigen Stil integrieren, was gemeinhin als weiblich gilt.
Das muss niemand schön finden, geschweige denn nachmachen – das Dezembercover der „Vogue“ ist nicht der Aufruf, zu dem es Owens und andere Kritikerinnen und Kritiker übersteigern wollen. Politische Fragen berührt der eigene Stil eher beiläufig. 2011 schon brachte es Iggy Pop auf den Punkt. „I’m not ashamed to dress ‚like a woman‘, because I don’t think it’s shameful to be a women“, sagte er, als er sich in einem Cocktailkleid porträtieren ließ – „Ich schäme mich nicht, mich ‚wie eine Frau‘ zu kleiden, weil es nicht beschämend ist, eine Frau zu sein.“ Ein hübsches Bonmot, das noch heute gilt.
Candace Owens übrigens – das zu erwähnen, gehört wohl zur Chronistenpflicht – ist bedenklich häufig in Hemd und Hosenanzug unterwegs. Ganz schön männlich; das Ende muss nah sein.