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Die Autoindustrie bekommt Hilfe vom Todfeind

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Von: Manfred Niekisch

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Verkehrsminister Andreas Scheuer versucht die DUH ins Abseits zu stellen.
Verkehrsminister Andreas Scheuer versucht die DUH ins Abseits zu stellen. © picture alliance/Bernd Thissen

Die Autoindustrie braucht Innovationen, wie die IAA gezeigt hat. Die Umwelthilfe hat Vorschläge, selbst der ADAC zeigt sich kompromissbereit. Und Andreas Scheuer?

Es ist die große Frage: Wer wird Gastgeber der nächsten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA)? Drei Bewerberstädte gelangten gerade in die Vorauswahl des Verbandes der Automobilindustrie VDA. Frankfurt ist nicht dabei und mutierte zur ehemaligen IAA-Stadt.

Rückgänge bei Besucherzahlen der IAA 

Schließlich war es nicht die Einsicht, dass Klimawandel, verstopfte Straßen und immer noch zu viele Verkehrsopfer einen grundlegenden Umbau des Individualverkehrs erfordern, sondern es waren Fahrraddemos sowie rekordverdächtige Rückgänge bei Besucherzahlen und Ausstellern der IAA 2019, die eine Veränderung erzwangen. Schon im Vorfeld der Entscheidung über die IAA 2021 erlebten die messehungrigen Städte jede Menge Auseinandersetzungen.

Die Skepsis, ob wirklich Neues kommen wird, ist berechtigt. Allzu sperrig zeigte sich bisher die deutsche Automobilindustrie. Sie hofft anscheinend, dass irgendwie alles beim Alten bleibt, und setzt weiter auf SUV und klimaschädliche Verbrennungsmotoren.

Automobilindustrie setzt auf SUVs

Ja sicher, Mercedes bietet jetzt Elektroautos an. Das eine Modell, der Maybach, hat 750 (in Worten: siebenhundertfünfzig) PS, ein anderes immerhin 408 PS. Offenbar verstehen die Stuttgarter Autobauer den Elektroantrieb als Freibrief für PS-Wahnsinn und offenbaren damit, dass sie nicht willens sind, zukunftsfähig zu denken.

Es mutet schon reichlich skurril an, dass ausgerechnet die Deutsche Umwelthilfe DUH, welche wegen ihrer erfolgreichen Kampagnen gegen Feinstaub und Diesel von der Autoindustrie zum Todfeind gekürt wurde, sich jetzt Sorgen macht um die Zukunft dieses wichtigen Wirtschaftszweiges.

Absatzkrise bei deutschen Autoherstellern - DUH warnt

Sie argumentiert, dass BMW, Daimler und Volkswagen den Anschluss an die Zukunft zu verpassen drohen, weil sie ihre Technik nicht zukunftsfähig ausrichten. Die DUH warnt, schon in zwei Jahren könne es eine schwere Absatzkrise bei deutschen Autoherstellern geben, weil attraktive Elektrofahrzeuge fehlen. Und dass es in Deutschland nicht einmal möglich ist, autonomes und sparsames Fahren unter Realbedingungen weiterzuentwickeln, weil Raser auf der Überholspur unterwegs sind.

Wobei ein Tempolimit nicht nur von der Polizeigewerkschaft begrüßt würde. Selbst der ADAC zeigt kaum mehr Gegenwehr, weil er das Primat des Klimaschutzes erkennt. Dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer fällt es natürlich schwer, solch vernünftigen Vorschlägen zu folgen, nachdem er die DUH seit langem ins Abseits zu stellen versucht.

Andreas Scheuer uneinsichtig

Vielleicht kommen die entscheidenden Impulse für die Rettung der deutschen Automobilindustrie jetzt tatsächlich von der DUH. Schnell müssen die Automobilbosse Entscheidungen treffen, um ihren Rückstand in der internationalen Entwicklung von Elektromobilität nicht noch größer werden zu lassen.

Klimafreundliche Verkehrspolitik könnte zum Motor werden für technische Innovation und neuen Schwung in der Automobilwirtschaft. Ob es die 19 Herren und vier (!) Damen aus den Vorstandsetagen von BMW, Daimler und Volkswagen schaffen, das auch dem Verkehrsminister zu vermitteln? Spätestens die nächste IAA wird es zeigen – egal, wo sie stattfindet.

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