Donald Trump im Wahlkampfmodus: Der Maschine geht in der Corona-Krise der Treibstoff aus
Die Corona-Krise hindert Donald Trump am Wahlkampf, doch das ist nicht die einzige Gefahr, die das Virus für seine Wiederwahl bedeutet. Eine Analyse.
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USA - Das Timing hätte Donald Trump sich ganz sicher anders gewünscht. Doch es hilft ja nichts, die Corona-Krise hat die USA genauso wie die restliche Welt nun mal im Jahr 2020 heimgesucht. In dem Jahr, in dessen November Trump gerne die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen würde.
Donald Trump: Wahlkampf in den USA nonstop
Seit seinem für nahezu alle Experten überraschenden Sieg im Jahr 2016 läuft mehr oder weniger konstant die Kampagne zur Wiederwahl von Donald Trump und seinem Vizepräsidenten Mike Pence. Fast wöchentlich veranstaltete Trumps Wahlkampfteam über das ganze Land verteilt Kundgebungen. Meist mit Donald persönlich, und wenn der Präsident keine Zeit hatte, dann mit einer anderen Vertreterin oder einem anderen Vertreter der Familie.
Vor allem Donald Trump Junior, seine Freundin Kimberly Guilfoyle, sowie Eric Trump und seine Ehefrau Lara Trump legen sich für „Trump 2020“ landesweit ins Zeug. Für die beiden Frauen ist das auch ein sehr lukratives Geschäft. Wie die Huffington Post herausfand, erhalten beide monatliche Zahlungen von 15.000 US-Dollar von der Trump-Kampagne für ihr politisches Engagement. Das ist nicht illegal, dennoch bemühten sich die Verantwortlichen die Zahlungen zu vertuschen, indem sie über mehrere Firmen erfolgten, die sich im Besitz von Brad Parscale befinden – Manager der Wahlkampagne Donald Trumps.
Corona-Pandemie setzt Donald Trumps Wahlkampf ein abruptes Ende
So reisten die Trumps die vergangenen Jahre von Ost nach West und von Süd nach Nord. Sie traten in Ohio vor Panzern auf, in Viriginia mit Bauarbeiterhelmen vor Minenarbeitern, in Pennsylvania auf der grünen Wiese und in Arizona in einem Flugzeughangar.
Doch in der Corona-Pandemie gibt es keine Großveranstaltungen und selbstverständlich keine Kundgebungen. Donald hat kaum Gelegenheit, den Jubel einzuheimsen, den seine narzisstische Seele so benötigt. Und gleichzeitig entstehen nicht die Bilder der Hardcore-Trump-Fans, die bunte Schilder mit „Trump 2020“ und „4 more years“ in die Höhe halten, und die dann per Fox News und Internet um die ganze Welt gesendet werden. So geht der Trump-Maschine der Treibstoff aus.
Corona-Krise stiehlt Donald Trump die Show
In der Corona-Krise fehlt die mediale Präsenz. Das Coronavirus stiehlt dem Modell „Donald Trump Superstar“ die Show. Keine Bilder vom ekstatischen Bad in der Menge mehr. Gleichzeitig bekommt das Wahlvolk der USA immer mehr einen anderen Donald Trump zu sehen. Einen, der sich mit Journalisten anlegt und sich selbst widerspricht. Einen, der über seinen Twitterkanal als „realdonaldtrump“ Umfragen anzweifelt, die deutlich machen, wie die Zustimmungswerte des Präsidenten sinken. Ein überforderter Populist eben.
Das wird nun den evangelikalen Waffennarr in Blount County, Alabama, genauso wenig davon abbringen, Donald Trump zu wählen wie irgendetwas auf der Welt eine atheistische Pazifistin in San Francisco, Kalifornien, dazu bringen könnte, das Kreuzchen bei Trump zu setzen. Aber um die beiden geht es ohnehin nicht, und ging es auch noch nie.
Donald Trump: Swing States entscheiden über Sieg und Niederlage
Entscheidend bei der US-Wahl werden auch 2020 wie all die anderen Jahre die „Swing States“, auch schmissiger „Battleground States“ genannt. Damit gemeint sind jene Staaten, in denen ein knappes Rennen um den Sieg prognostiziert wird, und in denen bei vergangenen Wahlen mal die Demokraten, mal die Republikaner die Mehrheit erzielten.
Berühmt-berüchtigter „Swing State“ ist Florida. 2016 gewann Donald Trump dort mit weniger als 49 Prozent. Barack Obama konnte bei seinen Erfolgen in den Jahren 2012 und 2008 nur knapp über 50 Prozent aller Stimmen auf sich vereinen. Und im Jahr 2000 war Florida der Ort einer der spektakulärsten Wahl-Kontroversen des 20. Jahrhunderts.

Letztlich gewann George W. Bush nach mehreren Gerichtsprozessen und Nachzählungen mit einer Mehrheit von 537 Stimmen. Dank seines Sieges in Florida wurde Bush und nicht der Demokrat Al Gore daraufhin der 43. Präsident der Vereinigten Staaten. In Florida könnten wieder Kleinigkeiten entscheiden, und die Corona-Krise ist ganz gewiss keine Kleinigkeit.
Verhindert das Coronavirus die Wahl von Donald Trump?
Und es gibt weitere Gründe, warum das Coronavirus Donald Trump ein Finish wie einst George Bush verwehren könnte: Einer davon ist die schnöde Demographie. Die Lungenkrankheit Covid-19 bedroht vor allem alte Menschen mit dem Tod. Wie überall sonst auf der Welt findet der größere Teil alter Menschen auch in den USA seine politische Heimat bei den Konservativen.
Laut einer Studie, über die zuerst das US-Magazin „Politico“ berichtet hatte, könnte die höhere Letalitätsrate älterer Menschen in Zusammenhang mit dem Coronavirus einen signifikanten Einfluss auf den Ausgang der Präsidentschaftswahlen haben – vor allem in den heiß umkämpften „Swing States“.
Coronavirus: Vor allem Republikaner sind von Sars-CoV-2 bedroht
Dort könnten laut der Studie allein die demographischen Veränderungen, die durch tausende Todesfälle entstehen, das Pendel in Richtung des demokratischen Herausforderers Joe Biden ausschlagen lassen. „Das Virus tötet alte Menschen und alte Menschen sind in vielen Staaten der Schlüssel zum Erfolg für die Republikaner“, sagte Professor Andrew Johnson, Autor der Studie, gegenüber Politico.
Johnson und sein Team prognostizierten für andere „Swing States“ wie Michigan, North Carolina und Pennsylvania, dass 10.000 bis 13.000 mehr Republikaner als Demokraten vom Coronavirus bedroht seien – alles Staaten, die Trump 2016 überraschend und recht knapp für sich gewinnen konnte. In Florida, einer der Staaten mit dem höchsten Altersdurchschnitt in den USA, dürfte die Sache nicht viel anders aussehen.
Donald Trump und die Umfragewerte: Ein sensibles Thema wie kein anderes
Es gibt wenige Themen, auf die Donald Trump derart sensibel reagiert wie sinkende Umfragewerte. Das bekam zuletzt Wahlkampfleiter Parscale zu spüren, der laut US-Medien einen Wutanfall des Präsidenten über sich ergehen lassen musste. Und auch wenn viele Experten zur Vorsicht bei frühzeitigen Umfragen mahnen: Selbst Trump dürfte spüren, dass ihm die Abwahl droht.
Von Daniel Dillmann
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