Diffiziles Spiel um Spionage-Ballon
Die durchaus kluge Coolness des US-Generalstabs wird durch US-Außenminister Antony Blinken zunichte gemacht.
Er hätte das Zeug zum Witz in diplomatischen Kreisen gehabt: der chinesische Spionage-Ballon der über den Nordpazifik hereingefahren kam in den US-Luftraum. Der entdeckt, öffentlich gemacht – und dann souverän vom US-Militär und der Regierung ignoriert worden wäre. Wann passiert das schon in echt, dass Generäle ihrem Präsidenten davon abraten, einen solchen Eindringling abzuschießen zwecks Geheimhaltung der eigenen Luftwaffen- und Raketenbasen?
Wie gesagt: hätte. Denn die durchaus kluge Coolness des US-Generalstabs wurde zunichtegemacht durch US-Außenminister Antony Blinken, der seinen Einflug nach Peking durch ein schmales „diplomatisches Fenster“ am Wochenende zwecks Annäherung der Kontrahenten verschob. Wegen des Ballons.
Man muss das wohl als eine diplomatische Ohrfeige für die chinesische Führung betrachten. Allerdings scheint es eine Ohrfeige, die nun schallend auf den zurückknallt, der sie ausgeteilt hatte. Vielleicht ist das alles auch ein diffiziles diplomatisches Spiel, bei dem man die eigenen Grenzen mit allen Mitteln auslotet. Vielleicht glückt das Spiel. Aber sind Spiele in Zeiten wie diesen die rechte Form? Bericht Seite 10