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Der Ölboss als COP-Chef

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Von: Joachim Wille

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Sultan Ahmed Al Jaber.
Sultan Ahmed Al Jaber. © Imago

Der führende Ölmanager jenes Landes, das weltweit über die sechst-, respektive siebtgrößten Öl- und Gasreserven verfügt, leitet die UN-Klimakonferenz? Die Kolumne „Öko-logisch“.

Er heißt Sultan. Er ist zwar kein richtiger Sultan, viel Macht hat der Mann aber trotzdem. Sultan Ahmed Al Jaber ist Chef des staatlichen Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate, der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc), außerdem der Industrieminister seines Landes. Und in diesem Jahr hat er vom Präsidenten der Emirate, Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan, noch eine ganz spezielle Aufgabe zugewiesen bekommen: Er wird der Chef der UN-Klimakonferenz sein, die jährlich im Herbst stattfindet. Und diesmal, als COP 28, eben in dem arabischen Ölstaat.

Als diese Nachricht jüngst bekannt wurde, rieben sich viele Insider der Klimaszene die Augen. Kann das sein? Der führende Ölmanager jenes Landes, das weltweit über die sechst-, respektive siebtgrößten Öl- und Gasreserven verfügt, leitet die wichtigste Konferenz des Jahres, die sicherstellen soll, dass die Staaten der Welt sich endlich in Richtung des 1,5 Grad-Ziels voranbewegen?

Man muss wissen: Der oder die jeweilige Gipfel-Präsident:in hat entscheidenden Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg dieser Veranstaltung mit ihren Zehntausenden Teilnehmenden. Die COP-Präsidentschaft kann einen Erfolg anpeilen, indem sie zum Beispiel ambitionierte Kompromisstexte erarbeitet. Aber sie kann die Sache auch zerläppern lassen, so wie das beim jüngsten Gipfel im vorigen Jahr in Ägypten der Fall war. In diesem Jahr ist der Job als Konferenzchef sogar besonders wichtig. Denn auf der COP 28 sollen die Regierungen offiziell Bilanz ziehen, wie weit sie acht Jahre nach dem Paris-Gipfel von 2015 mit ihren Klimaschutz-Bemühungen gekommen sind. Die CO2-Einspar-Ziele müssen gewaltig nachgeschärft werden, das ist schon klar.

Ist Sultan Ahmed Al Jaber der Richtige, um eine solche Entscheidung auf der COP voranzutreiben? Zwar spricht auch einiges für ihn, was man nicht verschweigen darf: So hat er seit einigen Jahren den Auftrag, die Staatsölgesellschaft „emissionsfrei“ zu machen, und ist Präsident der Gesellschaft, die die als klimaneutral gepriesene Ökostadt „Masdar City“ im Emirat Abu Dhabi baut. Manche halten ihn tatsächlich für einen „Pionier der Energiewende“, andere sehen in seinen „Öko-Jobs“ eher ein Feigenblatt. Ein finales Urteil wird man erst nach Ende des Gipfels ziehen können. Er selbst sagt: „Dies wird ein entscheidendes Jahr in einem entscheidenden Jahrzehnt für den Klimaschutz sein.“ Und damit zumindest hat er garantiert recht.

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