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Corona-Krise in Deutschland: Schwächen und Stärken der Heinsberg-Studie
- vonPamela Dörhöferschließen
Die Heinsberg-Studie liefert interessante Zahlen zur Corona-Krise – doch man sollte sie zurückhaltend bewerten. Ein Kommentar.
- Virologe Hendrick Steeck musste viel Kritik für Studie zu Coronavirus einstecken
- Corona-Studie liefert interessante Erkenntnisse
- Menge der Viren, der man ausgesetzt ist, könnte Verlauf der Infektion beeinflussen
Der Bonner Virologe Hendrick Streeck hatte von Kollegen einige Kritik einstecken müssen, als er im April Zwischenergebnisse der „Heinsberg-Studie“ vorstellte. So war von einer möglicherweise hohen Rate falsch positiv ausgefallener Antikörpertests und mangelnder Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Gesamtsituation in Deutschland die Rede.
Ersteres konnte Streeck mit dem Verweis auf zwei kombinierte Tests weitgehend entkräften, letzteres bleibt eine naturgegebene Schwäche der Studie aus Deutschlands erstem Corona-Hotspot. Dessen Situation kann allein deshalb nicht im Kleinen das Geschehen in der Republik spiegeln, weil die meisten Infektionen auf ein Ereignis – eine Karnevalssitzung – zurückgingen und es keine Ausbrüche in Pflegeheimen und Krankenhäusern gab.
Corona-Krise in Deutschland: Heinsberg-Studie liefert interessante Erkenntnisse
Deshalb ist insbesondere die von den Wissenschaftlern errechnete Infektions-Sterblichkeitsrate zurückhaltend zu betrachten. Der Wert von 0,37 liefert einen Anhaltspunkt, jedoch keine verbindliche Aussage, die für ganz Deutschland und schon gar nicht weltweit Gültigkeit haben kann.
Das überraschendste Ergebnis der #Heinsbergstudie sei für ihn, dass 22 % der #SARSCoV2-Erkrankungen asymptomatisch verliefen, sagt der Virologe @hendrikstreeck. Diese Patienten bekämen überhaupt nicht mit, dass sie mit dem #Coronavirus infiziert seien. #Heinsberg pic.twitter.com/l141WCA9d2
— ZDF heute journal (@heutejournal) May 4, 2020
Gleichwohl bietet die Studie interessante Erkenntnisse: etwa jene, dass 22 Prozent gar nichts von der Infektion bemerkten – vor allem aber, dass Teilnehmer der Kappensitzung überproportional häufig nach der Ansteckung Beschwerden entwickelten. Die Virologen vermuten als Ursache die körperliche Nähe und die erhöhte Tröpfchenbildung durch lautes Sprechen und Singen bei der Veranstaltung.
Viele Spekulationen rund um das Coronavirus
Das könnte bestätigen, worauf auch andere Studien hindeuten: Die Menge der Viren, der man bei der Ansteckung ausgesetzt ist, beeinflusst wesentlich den Verlauf der Infektion. Überraschend ist indes, dass Menschen mit Grunderkrankungen sich nicht häufiger als Gesunde infizierten (wobei die Autoren das erhöhte Risiko für schwere Verläufe nicht infrage stellen).
Spekulationen gab es zudem über negative Auswirkungen von Ibuprofen und Blutdrucksenkern aus der Gruppe der ACE-Hemmer. Für beide konnte ein solcher Einfluss nicht festgestellt werden.
Bemerkenswert auch dieser Befund: Je größer ein Haushalt, desto geringer offenbar das Ansteckungsrisiko für die dort lebenden Menschen. Viele Vorlagen also für weitere Forschungen.
Von Pamela Dörhöfer
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