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Bußgeldkatalog
Deutschland bleibt Raserland und Andreas Scheuer ihr Schutzpatron
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Verkehrsminister Andreas Scheuer verringert die Strafen für Autofahrer und beweist: Ihm geht es um die Autolobby, nicht um die Sicherheit.
Deutschland ist ein Raserland und ihr oberster Schutzpatron heißt Andreas Scheuer. Wieder einmal hat er bestätigt, dass es ihm um den Schutz der Autolobby und der PS-Besessenen geht.
Warum gibt es eine innerörtliche Geschwindigkeitsbeschränkung? Ganz einfach, um die Sicherheit zu erhöhen. Läuft ein Kind über die Straße, beträgt der Bremsweg bei 30 Stundenkilometern gerade einmal neun Meter. Das gleiche Auto mit 50 Sachen braucht 25 Meter. Jeder Stundenkilometer mehr macht aus einem erschrockenen Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit ein angefahrenes Kind. Die Idee, diesen Schutz zu erzwingen, führt also ganz banal dazu, dass Millionen Autofahrerinnen und Autofahrer mehr Zeit zu reagieren haben, wenn sie langsamer fahren.
Deutschland und Andreas Scheuer - das Land der Raser ohne Tempolimit
Das ist eine Frage der Werte: Ist mir am wichtigsten, dass ich so fahre, niemanden zu gefährden, oder brettere ich so schnell, wie ich ohne Strafe kann. Deutschland, das Land ohne Tempolimit, hat eine Hochgeschwindigkeitskultur aufgebaut. Ohne Holzhammer kapieren es halt einige nicht, dass sie den Ziegelstein vom Gaspedal nehmen müssen
Überarbeitung im Bußgeldkatalog: Andi #Scheuer will Raser nun doch weniger hart bestrafen.
— ZDF heute-show (@heuteshow) May 15, 2020
Sollen die Ordnungsämter sich doch Geld von den Irren holen, die auf einer Parkbank Bücher lesen. #StVO
Die Verschärfung der Bußgelder bei Rasern hätte diesen Wert umgedreht. Wie man am Beispiel Schweiz sehen kann, führt die Aussicht auf den Verlust des Führerscheins über alle Schichten dazu, dass sich alle Autofahrer daran halten. Wer innerorts 21 bis 24 Stundenkilometer zu schnell fährt, verliert einen Monat den Führerschein, darüber verliert der Fahrer drei Monate die Fahrerlaubnis.
Klare Botschaft in der Schweiz: Wer rast, gehört nicht ans Steuer
Die Botschaft ist klar: Wer rast, gehört nicht ans Steuer und kann sich auch mit Geld nicht freikaufen.
Die Wirkung dieser strengen Regelung ist eindeutig. Autofahrer, die in die Schweiz fahren, wissen, dass ihnen drakonische Strafen drohen. Um sicher zu gehen, wird erst einmal defensiv langsamer gefahren.
Die Richtung ist klar: Von langsam zu schnell. Das nennt man Lenkungswirkung von Politik. Sie kann das Verhalten im Verkehr ändern, wenn sie denn will.
Andreas Scheuer nimmt Bußgelder zurück zum Schutz der Autolobby
Deutschland ist ein Raserland und ihr oberster Schutzpatron heißt Andreas Scheuer. Wieder einmal hat er bestätigt, dass es ihm um den Schutz der Autolobby und der PS-Besessenen geht. Nicht die Bußgelder für eine Überschreitung über 21 Stundenkilometer waren unverhältnismäßig, sondern ihre Rücknahme ist es. Eine vertane Chance, endlich zu mehr Rücksicht im Verkehr zu kommen. Auch die deutsche konservative Verkehrspolitik lenkt – aber in die völlig falsche Richtung.(Von Thomas Kaspar)
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer unternimmt gegen Raserei und Motorradlärm lieber wenig bis gar nichts. Er hat einfach den falschen Job. Der Kommentar.
Rubriklistenbild: © Sebastian Gollnow / dpa