Zündler bei der Feuerwehr: Präsident droht im AfD-Streit die Abwahl

Rechte tummeln sich gern in Vereinen, auch bei der Feuerwehr. Deren Präsident hatte genau davor gewarnt. Das wird ihm jetzt wohl zum Verhängnis. Der Kommentar.
Das Problem ist nicht ganz neu: Dass sich AfD-Leute an der Basis der Gesellschaft als Kümmerer betätigen, ist immer wieder mal zu lesen. Das hat ja aus Sicht der extremen Rechten auch seinen Sinn. Wer die Mitte der Gesellschaft nach rechts ziehen will, geht am besten dahin, wo diese Mitte sich tummelt: in die Gemeindeparlamente und Ortsbeiräte, aber auch in die Fußballvereine oder zur Freiwilligen Feuerwehr.
Deren oberster Lobbyist in Deutschland heißt Hartmut Ziebs und ist Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). Er hat in jüngster Zeit mal vor rechtsnationalen Tendenzen unter Brandschützern gewarnt, und jetzt bekommt er die Quittung: Fünf von sieben Vizepräsidenten hätten seinen Rücktritt gefordert, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Politische Agenda“ des Feuerwehrverbands: das genaue Gegenteil dessen, was die AfD propagiert
In der „Politischen Agenda“, die der Feuerwehrverband schon 2012 verabschiedet hat, heißt es: „Die Integrationsarbeit ist bei vielen Feuerwehren und auf allen verbandlichen Ebenen ein selbstverständlicher Bestandteil geworden. Sie ist geprägt von großer Neugier in den Feuerwehren und dem Bestreben, die Organisation interkulturell zu öffnen.“ Und: „Der DFV tritt für eine Kultur der Anerkennung, der Gleichberechtigung, des Respekts und der Vielfalt ein.“
Das ist das genaue Gegenteil dessen, was die AfD propagiert. Die Geschichten von Syrern, die bei der Feuerwehr ihren Anknüpfungspunkt an die deutsche Gesellschaft gefunden haben, müssen eine Qual sein für alle, die am liebsten gar keine Flüchtlinge in Deutschland sehen wollen.
Die neue Rechte bekämpfen – und zugleich nach gesellschaftlichen Ursachen suchen
Die radikale Rechte ist auf ihrem Weg in die Mitte der Gesellschaft schon weit gekommen
Hartmut Ziebs hat also nur darauf hingewiesen, dass Aktivitäten von Rechtsnationalen, die den Brandschutz zum politischen Zündeln nutzen, zu den Grundsätzen und Zielen seines Verbandes im Widerspruch stehen. Genau dafür soll er jetzt gehen.
Wer noch nicht wahrhaben wollte, wie weit die radikale Rechte schon gekommen ist auf ihrem Weg in die Mitte der Gesellschaft, sollte sich durch einen solchen Vorgang eines Schlechteren belehren lassen.
Nach AfD-Streit und Rücktrittsforderungen soll Feuerwehr-Verbandspräsident Hartmut Ziebs nur noch bis April 2020 im Amt bleiben.
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