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Die blau-braunen Opferinszenierungen der AfD

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Von: Katja Thorwarth

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Björn Höcke von der AfD koppelt an die Opferinszenierung die Verschwörungserzählung.
Björn Höcke von der AfD koppelt an die Opferinszenierung die Verschwörungserzählung. © imago images / Karina Hessland

Die AfD wäre nicht die AfD, wenn sie sich nicht immer wieder als Opfer linker Machenschaften inszenieren würde. Die Kolumne.

Warum ist die AfD so besessen von einem Opfermodus? Gemeinhin werden Menschen, die einen erlebten Opferstatus in einen langfristigen Opfermythos überführen, zum Psychologen oder auf Ratgeberseiten geleitet. „7 Tipps, um dich aus der Opferrolle zu befreien“ bietet die Seite „Selbstbewusstsein-staerken.net“: „Pack dein Leben aktiv an und bastle dir dein Traumleben.“

Bei den Blau-Braunen dürfte es sich eher so verhalten, dass das „Traumleben“ an die Opferinszenierung gekoppelt ist, weil sie möglicherweise die Anhängerschar vergrößert. Auf dass es sich die rechten Pflänzchen in den Institutionen einrichten können, um all die kaltzustellen, von denen sie bedroht zu werden behaupten. Zu Wahlkampfzeiten kann man auch mal die stetig wabernde Bedrohungserzählung überstrapazieren.

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Man schaue beispielhaft auf den Twitter-Account von AfD-Mann Malte Kaufmann, der unbedingt in Weinheim in den Kreistag gewählt werden will. Er orakelt den Tag herbei, an dem die, „die in Gefahr von Leib und Leben AfD-Plakate aufhängen, Verdienstorden erhalten“. Das klingt wie ein Traum von der Machtergreifung, der die Wahlkampfhelfer zu Soldaten an der Plakatfront stilisiert. Und ein Bürgerkriegsszenario gleich mit meint.

AfD:  „Wir sind die Juden von heute“

Einer anderen Taktik scheint sich die AfD im baden-württembergischen Fellbach bedient zu haben. „Wir sind die Juden von heute“, meint einer ihrer Agitatoren im Eifer des Wahlkampfes herauspressen zu müssen. Auch die Berliner Kameraden bemühten diesen bei den Rechten beliebten Vergleich, nachdem Fußballklubs AfD-Mitglieder als unvereinbar mit ihrer Vereinskultur ausgedeutet hatten – womit die Opfer-Täter-Umkehr auf die Spitze getrieben wäre.

Immerhin ist es ihre Partei, die das „christliche Abendland“ vom „Schuldkult“, der Volksgängelung linksversiffter Gutmenschen, zu befreien gedenkt. Sie ist es, die einen Björn Höcke in ihren Reihen akzeptiert, der von „systematischer Umerziehung“ nach 1945 spricht und nur die Entnazifizierung gemeint haben kann. Der eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordert. Und Mitglieder dieser Partei bezeichnen sich als die „Juden von heute“? Schon eine beeindruckende Schamlosigkeit und Verharmlosung des Holocaust, die sie sich in ihrer Opferinszenierung trauen.

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Jener Höcke sprach übrigens am 5. Mai in München vor der „Jungen Alternative“. Thema war das Singen der ersten Strophe der Nationalhymne auf einem Treffen des rechten AfD-Flügels im bayerischen Greding. „Deutschland, Deutschland über alles in der Welt“, hatten sie dort ins provinzielle Frühjahrskühl geschmettert, was nicht gerechtfertigt werden müsse, so Höcke nachträglich vor dem Nachwuchs. Unklug sei es dennoch, dieses „wunderbare politische Lied“ zu singen, in Anbetracht der linkspolitischen Lügenkorrektheit – zumindest vor der Machtergreifung, womit wir wieder beim „Traumleben“ wären, noch gekoppelt an eine Verschwörungserzählung.

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Auf Twitter nämlich fragt sich der Ex-Geschichtslehrer, ob nicht der Verfassungsschutz den „Flügel“ habe aufs „Glatteis“ führen wollen. Wie mag der das angestellt haben? War es der Tontechniker? Oder die Technik? Und im Vorfeld wurden die Damen und Herren gezwungen, mitzusingen?

Verschwörungserzählung und Opfermythos gehen Händchen haltend ihres Wahlkampfweges – bleibt nur zu hoffen, dass die Wählerschaft nicht vergisst, was Rechtsextreme unter „Deutschland über alles“ verstehen.

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