Absturz ins Chaos droht

Ein Teil der US-Republikaner ist dem destruktiven Spektakel mehr verpflichtet als dem politischen Erfolg, weshalb der Schuldenstreit in Washington weiter eskalieren könnte. Ein Kommentar.
Es ist ein Fehler, den drohenden Zahlungsausfall der USA als Theaterdonner abzutun. Mit jedem Tag des Dramas in Washington wird die Gefahr eines Kollapses der weltweiten Finanzmärkte größer. Zwei gravierende Faktoren unterscheiden den Schuldenstreit von dem üblichen Etatgetöse: Zum einen geht es dieses Mal nicht um die Genehmigung des Budgets für künftige Ausgaben, sondern um die fällige Bezahlung längst gemachter Zusagen. Wird der Deckel nicht angehoben, können die USA als wichtigster Schuldner der Welt mutmaßlich schon am 1. Juni ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen – ein beinahe beispielloser Vorgang.
Zudem stehen sich nicht zwei politische Blöcke gegenüber, die trotz ideologischer Differenzen das Überleben des demokratischen Systems sichern wollen. Ein Teil der Republikaner ist längst dem destruktiven Spektakel mehr verpflichtet als dem politischen Erfolg. Jeder Kompromiss wäre für diese Extremisten eine Niederlage. Das sind keine guten Aussichten für einen Kompromiss. Gerade neun Tage bleiben den Kontrahenten, um den Absturz der USA ins Chaos zu verhindern.