Das ist schlicht meisterhaft zu nennen. Gleichwohl weckte Vicars auch Argwohn. Er wurde wegen seiner sagenhaften Produktivität als „Massenproduzent“ verunglimpft.
Diese Kritik verkennt allerdings, dass Comics ihrer ganzen Ästhetik nach populärkulturelle und deshalb massenmediale Artefakte sind. Sie folgen dem Prinzip der Serie, gestalterisch und auch erzählerisch. Vicar hat dieses Prinzip einfach nur konsequent umgesetzt. Er fügte sich bestens ein in den Apparat.
Zugleich entdeckte er auf diese Weise eigene Freiheiten. Eleganz ist keine Schande, und Falle Vicars legte sie auf kürzestem Wege einige bis dahin nicht gekannte oder gesehene Wahrheiten frei.
Vicar ist der Erfinder der Entenhausener Alltäglichkeit. Oft wurde beklagt, er hätte ein so viel besserer Zeichner werden können, wenn man ihm nur bessere Geschichten gegeben hätte. Doch umgekehrt wird es richtig: Vicar suchte gar nicht die großen spektakulären Abenteuer, sondern machte uns mit Donald und seinen drei Neffen Tick, Trick und Track in ihrem alltäglichen Einerlei bekannt, mit der ewigen Freundin Daisy und dem geizigen Onkel Dagobert, mit dem Glückspilz Gustav Gans, dem Erfinder Daniel Düsentrieb, und zwar so, wie sie sich in eher beiläufigen, also kleinen Situationen begegnen.
Genau das hat unser Bild von Entenhausen geprägt. Vicars Geschichten, die er mit großer Disziplin und mithilfe zweier Assistenten an einem etwa zehnstündigen Arbeitstag zeichnete, wurden vor allem im deutschen Micky-Maus-Magazin veröffentlicht. Bis ins hohe Alter trug er die Hauptlast für die Produktion und bereicherte das bei Egmont erscheinende Magazin mit seinen Titelgeschichten – bis ihn die schon seit Jahren belastende Leukämie zu sehr schwächte. Am Dienstag ist Victor José Arriagada Rios nach langer schwerer Krankheit in seiner Geburtsstadt gestorben.