1. Startseite
  2. Kultur

Unstetes Genie: Nachruf auf Ginger Baker

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Daland Segler

Kommentare

Ginger Baker mit der Jazz Confusion Band, 2013.
Ginger Baker mit der Jazz Confusion Band, 2013. © Jerome Brunet / dpa

Ginger Baker, Vorbild für Generationen von Schlagzeugern, ist mit 80 Jahren gestorben.

Zwei Basstrommeln. Nicht nur eine. Er war nicht der Erfinder dieser Art, Schlagzeug zu spielen, aber er machte sie bekannt und wurde zum Vorbild für Generationen von Drummern. Denn wenige konnten damals so wie er „mit allen vier Gliedmaßen etwas Verschiedenes machen“, wie er einmal sagte: Ginger Baker gilt heute weithin als der beste Schlagzeuger der Rockmusik (auch wenn das Magazin „Rolling Stone“ ihn absurderweise erst als Nummer drei nennt...). Nun ist Ginger Baker 80-jährig in London gestorben.

Dass er überhaupt so lange überlebte, erscheint nachträglich als kleines Wunder. Denn seine gut sechzigjährige Karriere könnte als Drehbuch dienen für einen Film über das Leben des Künstlers als Junkie. Ginger Baker konnte an seinem Instrument alles, aber der Kettenraucher nahm auch alles (ein). Herzprobleme, Arthritis und eine ruinierte Lunge waren nur einige der Folgen.

Peter Edward Baker, seiner roten Haare wegen „Ginger“ genannt, vereinte eine fast geniale Art des Schlagzeugspiels mit einer fast größenwahnsinnigen Misanthropie. Er wurde berühmt als der Mann, der das Schlagzeug-Solo in der Rockmusik erfunden hat. Er selbst hat darauf hingewiesen, dass seine Vorbilder Jazzmusiker waren, Max Roach, Art Blakey, Buddy Rich und Phil Seamen (bei dem er lernte), und er hat sich zeitlebens auch eher als Jazzmusiker gesehen, lieferte sich mit großen Kollegen wie Elvin Jones „Drum Battles“.

Cream als erste „Supergroup“ des Rock

Doch populär wurde Ginger Baker mit Cream, der ersten „Supergroup“ des Rock mit Eric Clapton und Jack Bruce. Mit letzterem hatte Baker schon bei Alexis Korner und der Graham Bond Organisation zusammengespielt. Und immer wieder gestritten. Extrem gestritten. Umso erstaunlicher, dass er sich für Cream wieder auf Bruce einließ. Aber die Zusammenarbeit der drei Ausnahmemusiker war die fruchtbarste in Bakers Leben. Hier entwickelte er sein berühmtes Solo, zu hören auf „Toad“, zwanzig Minuten Meisterschaft an der „Schießbude“. „Wir nannten uns Cream, weil wir die Besten waren“, erklärte er.

Doch Cream war wegen des unentwegten Zerwürfnisses zwischen Baker und Bruce nur ein kurzes Dasein beschieden, ein Komet am Himmel der Rockmusik. Noch kürzer dauerte Bakers zweiter Versuch mit Eric Clapton. Der flüchtete nach einer CD wieder von dem vielversprechenden Projekt, das doch den Namen „Blindes Vertrauen“ trug: Blind Faith.

Bands recht kurzlebig

Das unstete und harsche Wesen des Percussions-Magiers war ein Grund dafür, dass seine Bands recht kurzlebig waren, so auch „Ginger Baker’s Air Force“, mit der er Jazz-Rock-Fusion spielte und seine Polyrhythmik weiter entwickelte. Danach ging er nach Nigeria, baute ein Studio in Lagos und arbeitete mit Fela Ransome Kuti zusammen, damals Pionier der populären Musik Afrikas. Baker führte afrikanische Rhythmen in die Rockmusik ein, und stolz erzählte er später, Max Roach habe über ihn gesagt, er spiele wie seinesgleichen.

Doch politische Wirren und finanzielle Schwierigkeiten ließen ihn auch bald die Zelte in Lagos abbrechen. Die Toskana, Los Angeles und schließlich wieder England waren weitere Stationen des Ruhelosen. Und im Jahr 2005 gab es tatsächlich noch einmal eine Wiedervereinigung mit Cream, für vier Konzerte in London und nur noch drei in den USA, denn es gab Streit – zwischen Bruce und Baker. Im Jahre 2012 erschien dann Jay Bulgers Film, „Beware of Mr. Baker“, der damit beginnt, dass der alte Herr dem Filmemacher mit seinem Gehstock die Nase bricht.

Seine Website zeigt Ginger Baker so wie das Cover seiner Autobiographie „Hellraiser“: mit Engelsflügeln, rauchend. Aber wenn es einen Gott gibt, wird er ihn trotzdem in den Himmel lassen, wegen seines Trommelns...

Auch interessant

Kommentare