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„Das Boot“ im ZDF: Mahnung gegen sinnlosen Krieg

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Von: Anne Burgmer

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Zwischen dem unerfahrenen neuen Kommandanten des U-612, Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon, r.) und seinem 1. Wachoffizier Oberleutnant zur See Tennstedt (August Wittgenstein) kommt es schon bald nach dem Auslaufen zu ersten Konflikten.
Zwischen dem unerfahrenen neuen Kommandanten des U-612, Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon, r.) und seinem 1. Wachoffizier Oberleutnant zur See Tennstedt (August Wittgenstein) kommt es schon bald nach dem Auslaufen zu ersten Konflikten. © ZDF / Nik Konietzny

Das ZDF zeigt die mehrteilige Serie „Das Boot“. Die Serie läuft erstmals im Free-TV und setzt andere Akzente.

Der erste Name, der im Vorspann der neuen ZDF-Serie „Das Boot“ genannt wird, ist der einer Frau: Vicky Krieps. Die Luxemburgerin, die vor drei Jahren in „Der seidene Faden“ an der Seite von Daniel Day-Lewis zu sehen war, spielt eine zentrale Rolle in dieser achtteiligen Reihe, für die das ZDF seit Wochen kräftig die Werbetrommel rührt. Die Serie wurde 2018 erstmals im Pay-Tv-Sender Sky gezeigt.

Dass ihr Name an erster Stelle steht, wenn es um die Besetzung geht, ist ein früher Hinweis darauf, dass diese Produktion von Bavaria Fiction, Sky Deutschland und Sonar Entertainment zwar durch Titel und Thema an den weltberühmten Wolfgang-Petersen-Film aus dem Jahr 1981 angelehnt ist, inhaltlich aber neue Wege gehen will.

Und auch gehen muss. Konzentriert sich Petersen im – auf dem Roman von Lothar-Günther Buchheim basierenden – Film ganz auf das Leben an Bord, auf die klaustrophobische Enge, geballte Männlichkeit und das Warten darauf, dass etwas, meist nichts Gutes, geschieht, so verlegen die Drehbuchautoren Tony Saint und Johannes W. Betz die Geschichte zu erheblichen Teilen an Land.

ZDF: „Das Boot“ im Free-TV

In der Eröffnungssequenz zeigen sie, wie ein deutsches U-Boot beschossen und versenkt wird. Insofern inszeniert Regisseur Andreas Prochaska hier noch mit deutlichen Bezügen zum Petersen-Film. Doch dann nehmen Saint und Betz ihren eigenen Erzählfaden auf, und der beginnt eben „draußen“. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Simone Strasser (Krieps). Die junge Frau kommt 1942 – neun Monate nach den Ereignissen aus dem 80er-Jahre-Film – aus dem Elsass in die französische Küstenstadt La Rochelle, sie wird als Übersetzerin für Gestapo-Chef Hagen Forster (Tom Wlaschiha) arbeiten.

Ihre Loyalität zu Deutschland ist ungebrochen. Doch dann muss ihr Bruder Frank als Ersatz für einen verunglückten Funker auf die U-612. Vor dem Auslaufen bittet er sie, einer Frau ein Paket zu übergeben. Als Simone die Frau trifft, taucht die Polizei auf – sie wird verhaftet und kann in letzter Sekunde fliehen. Fortan versucht sie, herauszufinden, in was ihr Bruder verstrickt war und findet Dinge heraus, die ihn und sie in große Gefahr bringen und ihren festen Glauben an das Regime erschüttern.

„Das Boot“ im ZDF: Mahnung gegen sinnlosen Krieg

Parallel dazu bricht die U-612 zu ihrer ersten Fahrt auf. Das Kommando hat der neue „Kaleu“ (Kapitänleutnant) Klaus Hoffmann (Rick Okon). Dessen Vater war ein berühmter U-Boot-Kommandant, Klaus hingegen ist noch wenig erfahren. Das frustriert besonders den älteren und versierteren 1. Wachoffizier Karl Tennstedt (August Wittgenstein), der sich Hoffmann nur widerwillig unterordnet. Auch die übrige Besatzung beäugt den jungen „Kaleu“ argwöhnisch.

Petersen blendete in seinem Film die Welt außerhalb des U-Boots weitgehend aus, konzentrierte sich auf den Überlebenskampf der Männer. So lasen die einen den Film als Mahnung gegen die sinnlose Brutalität des Krieges, die anderen warfen Petersen vor, die Verbrechen des Regimes, für das diese Soldaten kämpften, weitgehend außer Acht zu lassen und ein unangemessenes Heldenepos zu erzählen.

„Das Boot“ im ZDF: Nur wenig Schwarz-Weiß

Die neue Serie stellt sich diesen Fragen. Die Autoren bemühen sich, nicht in allzu simple Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Die Figurenkonstellation gerät ihnen zwar dennoch etwas schablonenhaft, auf internationale Vermarktbarkeit getrimmt, aber den einen Helden gibt es nicht. Jeder macht sich schuldig.

Durch die inhaltliche Weitung der Handlung erreicht die Serie im Vergleich zum Film nicht die Intensität der U-Boot-Szenen, der Enge des Boots entkommt man dafür einfach zu oft. Man könne es den Zuschauern nicht zumuten, acht Stunden schwitzenden Männern zuzusehen, sagte Regisseur Prochaska mehrfach. Er hat wohl Recht, und „Das Boot“ nutzt die neuen Aspekte der Geschichte geschickt aus, auch durch die starken Frauenfiguren, die gezeigt werden.

Es war in vielerlei Hinsicht ein Wagnis, sich an eine Neuverfilmung dieses Stoffs zu machen. Aber es hat sich gelohnt. Auch finanziell. Die Serie wurde schon vor ihrem Start in mehr als 100 Länder verkauft.

von Anne Burgmer

„Das Boot“, ZDF, freitags (03.01) um 20.15 Uhr; samstags (04.01.) um 22 Uhr und sonntags (05.01.) um 22.15 Uhr.

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