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Lanz hat Habeck zu Gast – und fällt erneut aus der Rolle

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Von: Michael Meyns

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Talkrunde bei Markus Lanz im ZDF am 31. Januar 2023.
Talkrunde bei Markus Lanz im ZDF am 31. Januar 2023. © Screenshot ZDF

Bei Markus Lanz im ZDF ist unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Gast. In der Sendung geht es auch um Kampfjets für die Ukraine.

Hamburg – Droht der Abstieg der deutschen Wirtschaft? Inflation, die Folgen von Corona, viel zu teure Energie; die Probleme sind vielfältig, eine pauschale Lösung gibt es nicht. Doch zwischen Markus Lanz im ZDF und seinen Gästen entstand am Dienstagabend eine komplexe Diskussion um Lösungsansätze, bei der Wirtschaftsminister Robert Habeck eine besonders souveräne Figur abgab.

Das Siechtum der deutschen Wirtschaft ist ausgefallen, aber dennoch: Wer in Deutschland Ideen hat und keine Erbschaftssteuer bezahlen will, der geht ins Ausland, behauptete Markus Lanz zu Beginn seiner ZDF-Sendung, zu der er nur drei Gäste geladen hatte, darunter Robert Habeck von den Grünen, Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler, der aus Berlin zugeschaltet war. Bevor es zum Hauptthema des Abends ging, nahm Habeck zur jüngst beschlossenen Lieferung von Panzern in die Ukraine Stellung, deren Genehmigung auch über seinen Schreibtisch gehe.

Markus Lanz (ZDF) TV-Kritik: Ukraine fordert Kampfpanzer und U-Boote

Rote Linien wurden überschritten, meinte Markus Lanz in seiner Sendung im ZDF, nach Gepard und Leopard verlangt die Ukraine inzwischen nach Kampfbombern oder gar U-Booten. „Wir haben vielleicht etwas zu lang gezögert, aber es war richtig, dass diese Entscheidung zusammen mit den Amerikanern getroffen wurde.“ Die Panzer müssen nun schnell geliefert werden, von der Lieferung von Flugzeugen oder U-Booten hält Robert Habeck dagegen nichts: „Ich finde das generell nicht richtig“, legte sich Habeck bei Markus Lanz im ZDF sehr fest, mal sehen für wie lange.

Doch zum eigentlichen Thema des Abends: dem Stand der Dinge der Deutschland AG. „Wie sehr hat der Ukraine-Krieg uns wirtschaftlich geschadet?“ fragte Markus Lanz den Wirtschaftsminister. „Wir sind erstaunlich gut durchgekommen“, sagte Robert Habeck, ein Einbruch der deutschen Wirtschaft von 10-12 Prozent, die zu Beginn des Krieges vorhergesagt wurden, ist nicht eingetreten, im Gegenteil: Ein kleines Wachstum von circa 1,8 Prozent stand am Ende des Jahres, nicht sehr viel, aber angesichts der Umstände durchaus bemerkenswert.

Gäste bei Markus Lanz
Robert HabeckWirtschaftsminister, Grüne
Johannes LackmannWindkraftunternehmer
Lamia Messari-BeckerBauphysikerin

Dennoch scheinen viele Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlegen zu wollen, wo nicht nur Energie billiger ist, aber warum? Die Antwort Habecks, die Antwort der Ampel ist die sogenannte transformative Angebotspolitik, die nicht das Angebot an die Wirtschaft erhöht, sondern gezielt versucht, die Nachfrage zu steigern, für höhere Löhne zu sorgen. Habeck weiter: „Wenn wir mit der Bräsigkeit der letzten Jahre weitermachen, dann verlieren wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit!“

Doch warum verlagert etwa Biontech Teile seiner Forschung nach England fragte Markus Lanz in seiner ZDF-Sendung? Auch hier gab es keine einfache Antwort, Habeck erklärt sehr konkret, ohne die Komplexität des Problems zu banalisieren, welche auch fragwürdigen Regelungen etwa die USA benutzen, um Unternehmen in ihr Land zu locken. Was Habeck jedoch zugestand: Die deutsche, aber auch die europäische Bürokratie agiert zu langsam, ist zu kompliziert und träge.

Markus Lanz diskutiert im ZDF mit Wirtschaftsminister Robert Habeck

Ein Aspekt, zu dem die beiden Studio-Gäste bei Markus Lanz viel zu sagen hatten: Der Windkraftunternehmer Johannes Lackmann gilt als Pionier seiner Branche. Bei Markus Lanz im ZDF sprach er über Gründe und Folgen langwieriger Genehmigungsverfahren beim Bau von Windkraftanlagen, und sagt: „Das Drama wird immer größer. Wir brauchen flexible Tarife!“ Der Netzausbau braucht zu lange, Kapazitäten bei der Solar- und Windenergie werden verschwendet, weil die Strom- und Gaspreise, die an den Börsen herrschen, nicht an die Verbraucher weitergegeben werden.

Ergänzend betonte die Bauphysikerin Lamia Messari-Becker die Notwendigkeit, „die ausschließliche Ausrichtung der Energiewende auf Wind“ abzustellen. Der Ausbau der Stromtrassen ist erforderlich, um das Problem zu reduzieren, dass in Deutschland nicht diejenigen zaheln, die sich den Strom von weither holen, namentlich die süddeutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Also genau die Bundesländer, die deutlich weniger in erneuerbare Energien investieren, als etwa die nördlichen Bundesländer. Die bundespolitischen Verwerfungen, die eine Lösung dieser vielschichtigen Probleme hervorrufen wird, liegen auf der Hand.

Süffisant deutete Robert Habeck bei Markus Lanz im ZDF schon an, dass er sich mit gewissen Kollegen im Kabinett bei einem Lösungsansatz in die Haare bekommen wird. So entspannt und souverän sich der Wirtschaftsminister in dieser Markus Lanz-Sendung präsentierte, könnte er diesen Kampf um die Energieversorgung auch in einem zerstrittenen Kabinett gewinnen. (Michael Meyns)

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