„Reschke Fernsehen“ (NDR): Etwas bissiger darf die Show noch werden

Anja Reschke nimmt in der ersten Ausgabe ihrer eigenen Sendung im NDR Bayerns Politiker aufs Korn.
Frankfurt – Ein doch etwas sperriger Titel: „Reschke Fernsehen“. Aber Panorama-Moderatorin Anja Reschke gilt ja auch im Spektrum des öffentlich-rechtlichen Fernsehen eher als sperrig, oder jedenfalls politisch unangepasst. In ihrer neuen Sendung aber tänzelt sie erstmal elegant und auf High Heels hinter einem Vorhang mit dem alten ARD-Logo hervor und gibt sich gut gelaunt Entertainerinnen-mäßig, denn das hier sei ja schließlich eine Show. Und die drehe sich um ihr Leib- und Lebensthema, verrät die Frau vom Norddeutschen Rundfunk: Bayern.
Wieso jetzt ausgerechnet Bayern? Nun, da soll dieses Jahr noch Landtagswahl sein, und da hat sich die Recherche-Spezialistin gedacht: Dann schauen wir den Großkopfeten da unten doch mal auf die verhakelten Finger. Denn diese Show sei ja in Wirklichkeit „knallharter Journalismus“.
NDR: „Reschke Fernsehen“ entlehnt Methoden aus der „heute show“
Und so nimmt sie Maß an den großen und großmauligen Versprechungen der Lodenmantel-Kaste und führt sie ein ums andere Mal vor: die Herren Söder, Seehofer, Scheuer und Konsorten. Wie sie die Windkraft ausgebremst haben zum Beispiel, wie sie die Stromtrassen beerdigen wollen und, soviel Chuzpe muss man erstmal haben, sich für Fracking starkmachen – aber in Niedersachsen.
„Reschke Fernsehen“ NDR, Donnerstag, 2. Februar, 23.35 Uhr
Dafür schickt Reschke auch einen Reporter in die norddeutsche Tiefebene, wo sich die Bevölkerung mindestens so heimatliebend zeigt („hier ist es doch sehr schön“) wie die Untertanen Söders. Die Methode kennen wir schon von der „heute show“, aber diese Wegelagerei, bei der man wahllos unbedarfte Passanten anspricht und sie letzten Endes vorführt, spekuliert doch zu sehr auf Schadenfreude.
„Reschke Fernsehen“ (NDR): Notgedrungen Ähnlichkeiten
Anja Reschkes Debüt weist überhaupt quasi notgedrungen ein paar Ähnlichkeiten mit anderen Satire-Beiträgen auf, vor allem mit Christian Ehrings „extra drei“, aber dort wie hier fallen immer noch ein paar Skandälchen ab, etwa das lautlose Verschwinden des von Andi „Maut“ Scheuer großspurig angekündigten „Deutschen Zentrums für Mobilität“. Da macht es nichts, wenn die Moderatorin mitunter bekannte Themen aufwärmen muss, Erinnerung an Pannen und Peinlichkeiten kann nie schaden, Hauptsache, es trifft die Richtigen. Aber etwas bissiger oder sperriger darf es noch werden in den kommenden elf Ausgaben.
Apropos sperrig: Namensgeber von „Reschke Fernsehen“ ist ein Politiker der AfD: Alexander Gauland benutzte die Formulierung bei „hart aber fair“. (Daland Segler)