Glücklicherweise nicht allein, denn auf ihre ausdrückliche Bitte hin strebt auch Martin Merana (Manuel Rubey) vom Landeskriminalamt an den Ort der Tat. Die beiden haben früher schon sehr verträglich und erfolgreich miteinander ermittelt. Die Begrüßung fällt entsprechend herzlich aus, aber mit der guten Laune ist es schnell vorbei. Der bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Mensch trägt eine markante Halskette, und die Identifizierung des Toten ereignet sich schneller, als den Beteiligten lieb sein kann: Es handelt sich um Basti Moser, den Sohn des Feuerwehrkommandanten Andreas Moser (Simon Schwarz). Zufalls- oder Mordopfer? Eine Racheaktion gegen den Vater?
Die Feuerwehr besteht aus Freiwilligen, die ansonsten in anderen Bereichen tätig sind. Brandmeister Moser macht in Immobilien, und sein verstorbener Sohn, ein fideler BWL-Student, tat es ihm nach, wobei einige Geschäfte wohl nicht ganz sauber abliefen.
Figur | Darsteller:in |
Franziska Heilmayr | Stefanie Reinsperger |
Martin Merana | Manuel Rubey |
Sophie Fenks | Annika Wonner |
Theo Jagner | Nils Arztmann |
Andreas Moser | Simon Schwarz |
Hannes Fenks | Thomas Mraz |
Kristina Merana | Christine Ostermayer |
Sanne Moser | Julia Rajsp |
Marga Moser | Bettina Ratschew |
Marlies Hochgatterer | Christina Trefny |
Ferdy Heilmayr | Peter Strauss |
Peter Ankerl | Gerhard Greiner |
Die Suche nach einem Motiv führt unter anderem zur Hofbesitzerin Marlis Hochgatterer (Christina Trefny), die den naseweisen Merana mit vorgehaltenem Gewehrlauf begrüßt, ehe sie einander als Jugendfreunde erkennen. Erst tauschen sie nur Erinnerungen aus, später noch mehr, nachdem der zurückhaltende Merana seine Hemmungen überwunden hat.
Er ist aber natürlich auch sehr beschäftigt, denn immer noch gilt es, die Todesumstände aufzuklären. Ein naheliegender Verdacht geht dahin, dass sich ein Feuerwehrmann selbst als Zündler betätigt, um später den Helden spielen zu können. Wer also kam verspätet zum Einsatz? Oder hatte jemand einen Strauß mit dem Toten auszufechten?
Das Publikum weiß gleich von Anbeginn, wer da die Molotowcocktails mixt und leise lächeln vom Fenster aus zusieht, wie die Flammen lodern. Der Mensch ist noch jung an Jahren, und doch hat ihm das Leben bereits dermaßen zugesetzt, dass die gesamte Körpersprache tiefste Traurigkeit ausdrückt. Mehr Opfer als Täter.
Sarah Wassermair, die unter Mitarbeit der Regisseurin Catalina Molina, die u.a. auch einen Wiener „Tatort“ inszenierte, das Drehbuch verfasst hat, erzählt eine sehr dramatische Geschichte, gönnt dem Publikum aber immer wieder entspannende Intermezzi. Sofern man einen Sinn für galligen Humor besitzt. Da gibt es zum Beispiel eine „Aktionswoche Feuerlöscher“, und zwei Megären streiten sich handgreiflich um das letzte Gerät. Oder Merana und Heilmayr wollen noch einkehren. Heilmayr muss sich vorher umziehen, hat aber nur einen Taucheranzug dabei …
In der Rockerkneipe dann erhält Merana psychologisch durchdachte Beziehungstipps von zwei sensiblen tätowierten Kraftbolzen mit strammer Türsteherfigur.
Sarah Wassermair, die mit diesem Film ihren zweiten „Landkrimi“ verfasst hat, entstammt selbst ländlichem Milieu. Das merkt man dem Film vorteilhaft an, mit seiner sowohl liebevollen wie auch sympathisierend-lästerlichen Beschreibung der Dorfgemeinschaft. Wassermair hat sogar den Andi Moser nach dem realen Feuerwehrchef ihres Heimatortes Aschach an der Donau benannt – „der allerdings sehr viel netter ist und mir bei der Recherche sehr behilflich war“, wie Sarah Wassermair berichtet.
Zum Œuvre der erfahrenen Krimiautorin gehört die 2013 erstausgestrahlte Serie „Janus“, die sie gemeinsam mit Jacob Groll verfasste und die sogar in den USA auf Interesse stieß. Nur einer von vielen Belegen, dass vollmundige Aussagen, wonach es in deutschen Sprachraum bis vor kurzem keine hochwertigen Serien gegeben habe, an den Tatsachen weit vorbeigehen. (Harald Keller)
„Landkrimi: Flammenmädchen“, Montag, 23.5., 20:15 Uhr, ZDF
„Das dunkle Paradies“ (ZDF): Preisgekrönter Landkrimi enttäuscht hohe Erwartungen