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„The King’s Man: The Beginning“ im Kino: Anwärter auf den schlechtesten Film des Jahres

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Von: Marc Hairapetian

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Ralph Fiennes als Oxford in The King’s man.
Ralph Fiennes als Oxford in The King’s man. © Imago/20th Century Studios

Geschichtsverfälschung made in Britain: Ralph Fiennes auf dem Tiefpunkt seiner Karriere.

Frankfurt - Nicht jede halbwegs brauchbare Comic-Vorlage lässt sich in einen annehmbaren Film verwandeln. Was in den ersten Teilen der gegenwartsbezogenen Agenten-Streifen „Kingsman: The Secret Service“ (2014) und „Kingsman: The Golden Circle“ (2017) noch gelang, weil das britische Understatement von Colin Firth als Harry Hart mit furiosen Action-Szenen eine charmante Allianz einging, lässt nun Ralph Fiennes in „The King’s Man: The Beginning“ ganz schön alt aussehen.

Schon in den letzten James-Bond-Streifen war der mittlerweile 59-jährige in der Rolle des „M“ nur noch Stichwortgeber. Da hat den Theaterstar wohl der Ehrgeiz gepackt, als Herzog Orlando Oxford mal wieder eine Kino-Hauptrolle zu übernehmen. Wie Colin Firth richtet er nicht gerade gentlemanlike schlimme Massaker an, was die Bekämpfung ausländischer Feinde belangt. Leider nimmt er als Ur-„Kingsman“ die ganze Angelegenheit sehr viel ernster und verbissener als sein Landsmann.

„The King’s Man: The Beginning“: Ralph Fiennes wirkt häufig unfreiwillig komisch

Dabei ist die von Regisseur Matthew Vaughn und seinem Drehbuchautor Karl Gajdusek zusammengeschriebene Story, die nur lose auf den Comics von Dave Gibbons und Mark Millar basiert, so krude, dass der steife Fiennes häufig unfreiwillig komisch wirkt. Das Spinn-off spielt (in einem Paralleluniversum?) zur Zeit des Ersten Weltkriegs und kündet von der Vorgeschichte der Kingsman-Organisation: Nachdem seine Frau Emily (Alexandra Maria Lara) bei einem Einsatz für das Rote Kreuz in Afrika von einem Scharfschützen getötet wurde, möchte Herzog Orlando Oxford (Ralph Fiennes) alle nur denkbaren Gefahren von seinem einzigen Sohn Conrad (Harris Dickinson) fernhalten.

Der Teenager will aber nach Kriegsausbruch unbedingt freiwillig zur Armee. Währenddessen versammelt ein mysteriöser Schattenmann seine Schergen um sich. Zu ihnen gehört der „Hellseher der Nazis“ Erik Jan Hanussen (Daniel Brühl), die tanzende Spionin Mata Hari (Valerie Pachner) und der russische „Geistheiler“ Rasputin (Rhys Ifans). Mit ihrer Hilfe will er die europäischen Herrscher George V., Wilhelm II. und Nikolaus II. (alle drei dargestellt von Tom Hollander) gegeneinander ausspielen, um so seinem geliebten Schottland zu alter Größe zu verhelfen …

The King’s Man: The BeginningOriginaltitel: The King’s Man
RegieMatthew Vaughn
DrehbuchMatthew Vaughn, Karl Gajdusek
KameraBen Davis
SchnittJason Ballantine, Robert Hall
MusikMatthew Margeson, Dominic Lewis
Production DesignDarren Gilford
KostümMichele Clapton
VerleihWalt Disney Studios Motion Pictures
Länge131 Minuten

„The King’s Man: The Beginning“: Ralph Fiennes wirkt häufig unfreiwillig komisch

Bei Vaughn, der farbenblind ist, zählt die Handlung immer mehr als der Stil. Deshalb scheren ihn die digitalen Pappkameraden in den „Massenszenen“ herzlich wenig. Und an Schauspielführung ist er bei seinem illustren Ensemble auch nicht interessiert. Es wird chargiert, was das Zeug hält. Allen voran der grimassierende Ifans als pansexueller Derwisch und Verführer der Zaren-Familie, der übrigens tatsächlich unter Mitwirkung des britischen Geheimdienstlers Oswald Rayner ins Jenseits befördert wurde.

Fiennes befindet sich also in „bester Gesellschaft“. Die Krönung aber ist die Enthüllung, dass in Wahrheit ausgerechnet schottische (!) Nationalisten für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verantwortlich gewesen sein sollen. Geschichtsverfälschung made in Britain: „The King’s Man: The Beginning“ ist in allen Kategorien „Goldene Himbeere“-Anwärter 2022! (Marc Hairapetian)

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