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Mit der Zurückhaltung einer großen Darstellerin: Hannelore Elsner im Frankfurt-Tatort

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Von: Sylvia Staude

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Hannelore Elsner als Elsa Bronski im Frankfurt-Tatort „Die Guten und die Bösen“.
Hannelore Elsner als Elsa Bronski im Frankfurt-Tatort „Die Guten und die Bösen“. © HR/Degeto

Große Fragen, unaufgeregt verpackt: Der Frankfurt-Tatort „Die Guten und die Bösen“ mit Hannelore Elsner.

Frankfurt - Eine Roll-Trennwand müssen sich die Kommissare diesmal auf den Gang stellen, für ein bisschen Diskretion beim Gespräch (nein, eben nicht Verhör, nicht wirklich, siehe unten) mit einem Mörder – so schlimm ist es mit den Bauarbeiten geworden. 

Nun ist das reale Frankfurter Polizeipräsidium am Alleenring auch schon seit 2002 in Gebrauch, allerdings machen David Ungureit, Buch, und Petra K. Wagner, Regie, die Büros der Ermittler zu einem Sanierungsfall, wie ihn die Frankfurter Polizei und die Tatort-Welt noch nicht gesehen haben dürfte, wie er höchstens zu vergleichen ist mit dem Berliner BER (nebenbei: was macht der BER, wenn keiner seine Eröffnung braucht?).

„Die Guten und die Bösen“ mit Hannelore Elsner ist ein stimmungsvoller Frankfurt-Tatort

„Erst tropft es, dann zieht es, dann reißt der Brandschutz alles ein“, fasst Paul Brix seine Arbeitsplatzsituation zusammen. Kaum ein Computer ist angeschlossen. In den mit Planen abgehängten Gängen kann man sich verirren. Hier und da und dort tropft es. 

Das Wasser sammelt sich zur Pfütze, wo Elsa Bronski an einem Schreibtisch und zwischen Akten sitzt, ab und zu in ein Diktiergerät sprechend: Eigentlich ist sie in Rente, uneigentlich beschäftigt sie sich mit unaufgelösten Fällen. Kollege Jonas, Isaak Dentler, wird das Archiv suchen (wegen der Akte über eine vergewaltigte Polizistenfrau) und Elsa finden. 

Deren Hündin gibt eine Art optisches Leitmotiv, stromert durchs halbe Gebäude, auf der Suche nach einem roten Ball, der zuletzt melancholisch auf einem Starkregen- oder vielleicht auch Rohrbruch-Bächlein davontreibt. 

Frankfurt-Tatort „Die Guten und die Bösen“ ist  Hannelore Elsner gewidmet

„Die Guten und die Bösen“ ist ein stimmungsvoller und auch sonst ziemlich gelungener, sehr unaufgeregter Frankfurt-Tatort. Mit großen Fragen und großen Worten zum Teil, aber ohne dass sie peinlich werden. Gewidmet ist er der am 21. April 2019 gestorbenen Hannelore Elsner*, die mit dem Understatement einer großen Darstellerin Elsa Bronski spielt, die pensionierte Ermittlerin, die nicht im Schrebergarten bei den Brombeeren sitzen will, die noch dabei sein möchte, irgendwie. Ein Wunsch, der vielleicht auch von Noch-Arbeitnehmern nie so gut nachzuvollziehen war wie jetzt. 

Aber die Hauptrolle spielt neben Margarita Broich und Wolfram Koch, Janneke und Brix, diesmal der lange Peter Lohmeyer: Ungureit und Wagner haben ihn Matzerath genannt, nach Grass’ kleinwüchsigem Trommler, ein Scherz am Rande; er ist Polizist, ein Kollege der Kommissare also. Immer untadelig, wie zu hören ist. Doch nun fährt er Janneke und Brix zu einem Toten, ganz offensichtlich Ermordeten. Gerade wundern sie sich noch, dass so ein alter Hase wie Matzerath nicht gleich auch die KTU zur Hütte im Wald gerufen hat. Da sagt der schon und blinzelt nicht: „Ich bin der Mörder.“ 

Auch das noch. Ohnehin sind Janneke und Brix auf Sinnsuche, haben einen großen Alkohol- wie auch einen kleinen moralischen Kater. Ohnehin wirft eine Psychotante, Dennenesch Zoudé, beim Coaching (im Stuhlkreis auf dem Dach, Bauarbeiten!) mit Augenroll-Begriffen wie Change Management, Mindmapping und dann auch noch Fishbowl um sich. 

Frankfurt-Tatort „Die Guten und die Bösen“: Der Täter aber legt Wert darauf, einfach nur schuld zu sein

Während Fanny, Zazie de Paris, beim gemeinsamen Besäufnis versucht, ein Machtwort zu sprechen: „Ihr seid die Guten und ihr jagt die Bösen!“ Brix brummt Rammsteins „Engel“ und will also kein Engel sein; das ist auch eine Antwort. Ansonsten ist ihm schlecht. Und hat er Magenschmerzen. 

„Tatort: Die Guten und die Bösen“, ARD, Sonntag, 19.04.2020, 20.15 Uhr.

Im traditionellen Whodunnit, sowieso auch in den meisten Tatorten geht es ums Wiederherstellen der Ordnung. In diesem Frankfurt-Tatort muss in einer tatsächlich auch spannenden Umkehr der Verhältnisse der Mörder die Einhaltung der Regeln von den Kommissaren fordern. Der Matzerath ist doch fast ein Freund für Janneke und Brix, vielleicht deckt er ja jemanden, sicherlich war es eine Tat im Affekt, bestimmt gibt es mildernde Umstände …. Der Täter aber legt Wert darauf, einfach nur schuld zu sein.

Von Sylvia Staude

Im Tatort aus Köln ist Max Ballauf traumatisiert. Die Handlung führt in eine psychiatrische Klinik.

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