„Sollen wir das wollen?“, fragt Buyx. Verbote, vor allem bei Schülern und Schülerinnen, bringen nach Ansicht von Blume nichts. Für ihn ist es wichtig, wie man den sozialen Prozess im 21. Jahrhundert gestaltet. „Kulturzugangsgeräte“ wie Smartphones dürfe man hierbei nicht ausschließen. Man müsse sie mit ihren Möglichkeiten „produktiv“ nutzen. Verbote würden nur dazu führen, dass man sie heimlich - auch zum Lernen - benutzen würde. Natürlich seien damit allerdings auch der Täuschung und dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Es gebe Vor- und Nachteile. Und Erleichterungen, die dann keine sind. So, wenn KI Lanz’ Redaktion die Arbeit abnehmen und seine Sendung planen würde. Vielleicht ist das schon längst der Fall, wenn man die ewig gleichen „Experten“ in seiner Sendung viel reden, aber wenig sagen hört, möchte man als Rezensent an dieser Stelle ergänzen …
Die nicht von der Hand zu weisenden Schattenseiten künstlicher Intelligenz werden dann kurz angerissen. Mittels ZeroGPT werden schon jetzt Propaganda und Fake News verbreitet. Lobo selbst war ein „Opfer“ dessen. Diesen von Lanz gebrauchten Begriff mag er aber nicht, findet er doch den Deepfake über ihn „ganz lustig“. Ein Einspieler wird gezeigt. Der US-Moderator Bill Maher soll in seiner Sendung laut einem Videoausschnitt von Lobo und „Friedensschwurblern“ gesprochen haben: „Offenbar gibt es einen neuen Begriff, der vom Mainstream eingeführt wurde, um Menschen zu diffamieren und lächerlich zu machen, die für Frieden demonstrieren. Der Ursprung dieses abfälligen Begriffs liegt in Deutschland und wurde, so vermute ich, von dem Aktivisten/Journalisten Sascha Lobo geprägt. Er lautet: ‚Friedensschwurbler‘. […] Das ist offenbar eine Mischung aus ‚Aluhutträger‘ und ‚Verschwörungsgläubiger‘.“ Im weiteren Verlauf sagt der Moderator vermeintlich, die USA haben die North-Stream-Pipelines zerstört und die Deutschen würden „gedankenlos einem Propaganda-Narrativ folgen“. Das stimmt aber alles nicht, denn das Video ist Fake. Man kann es leicht an den Lippenbewegungen Mahers erkennen.
Lanz findet diesen Deepfake im Gegensatz zu Lobo gar nicht lustig. Nun wird auch der Blogger ernster und erläutert, dass Stimmen heute schon täuschend echt gefälscht werden könnten. So erhielt Berlins (Noch-)Oberbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) im Juni 2022 einen Anruf von einem „Fake-Klitschko“. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie dies erkannte und das Telefonat unterbrach. So habe der falsche Klitschko gesagt, Giffey solle Ukrainer zurückschicken, „damit sie für ihr Land sterben können.“ In der deutschen Übersetzung wurde daraus „... für ihr Land kämpfen können“. Auch dies wird bei Lanz nicht angeschnitten.
Die Sendung zum Anschauen in der ZDF-Mediathek
Buyx plädiert deshalb bei KI für Wasserzeichen, obwohl sie selbst einräumt, dass diese gefälscht werden könnten. De Maizière macht es sich etwas einfach, indem für ihn das beste Rezept gegen Hacker und (Deep)Faker „Demokratie und eine offene Debatte“ seien. Menschen trösten könnten immer noch nur Menschen, nicht K. I. Tiere wie Hunde, die bewusst bei Trauma-Therapien, in Kindereinrichtungen und Seniorenheimen eingesetzt werden, vergisst er bei seinen Ausführungen. Buyx und Lobo hingegen halten viel von digitalen Apps in Sachen Psychotherapie. Die Smartphone-App COGITO könne einem sofort helfen, anstatt dass man bis zu acht Monate auf einen menschlichen Therapeuten warten muss. Im Gegensatz zu de Maizière findet Lobo „die Automatisierung des Tröstens“ gut. Vieles wird an diesem Talk-Abend nur angedeutet. Beim nächsten Mal wären - bis auf Lobo - mehr echte Experten zum Thema KI wünschenswert, denn dann könnte auf ebenso fachliche wie unterhaltsame Weise auch darüber diskutiert werden, ob LaMDA tatsächlich schon ein eigenes Bewusstsein hat. (Marc Hairapetian)
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, man sei sich einig, dass die Künstliche Intelligenz am Turing-Test scheitere. Dies ist so nicht richtig. In der Sendung sagt Frau Buyx, dass die Software ChatGPT den Test bestehe. Eine zweite Änderung betrifft die Frage „Sollen wir das wollen?“ Sie wurde nicht, wie ursprünglich behauptet, von Markus Lanz, sondern von Frau Buyx gestellt.