Rostock-Polizeiruf „Daniel A.“: Die Zaubertante, die ein Onkel ist

Lina Beckmann startet im Fall „Daniel A.“ offiziell als Ermittlerin beim Rostocker Polizeiruf.
Rostock – Aus Rostock ist Bukow in der vorletzten Folge in ein anderes Leben gefahren. Darum war Katrin König erstmal ohne offiziellen Partner, ohne offizielle Partnerin. Ums Eck guckte aber schon Melly Böwe, wurde gleichsam angekündigt. Jetzt fängt sie als „Polizeiruf 110“-Ermittlerin an – und ist definitiv ein anderer Typ als Bukow. Sie telefoniert regelmäßig mit ihrer Tochter, ist verwirrt-gerührt, als diese klarstellt: „Ich bin weder Zuhaus noch alleine“. Sie bäckt vor ihrem ersten Tag Muffins für die neue Kollegin und die neuen Kollegen – das ist nett gemeint, das war mal so bei Ein- und Ausständen. Aber sie muss die Dinger dann doch alleine essen. Melly Böwe gibt zu, Gänsehaut zu bekommen bei Chorgesang, und zieht sich damit gleich mal die Verachtung der coolen Katrin König zu. Sie ist also leicht zu unterschätzen, aber wer sie unterschätzt, muss früher aufstehen, viel früher.
König und Böwe, Anneke Kim Sarnau und Lina Beckmann, sind also die, die es nun irgendwie miteinander aushalten müssen. Denn kein Paar im Sonntagskrimi, bei dem es sofort passt. Böwe macht Angebote, König lässt sie abblitzen. Ein Büro teilen? König denkt nicht daran. Böwe zieht sich erstmal zurück und also zu Pöschel und Thiesler: Andreas Guenther und Josef Heynert sind ja noch da, unbefördert, von einer Frau ausgestochen. Pöschel weist die maulende König sarkastisch darauf hin, dass es „mit Bukow so unfassbar kuschlig war“.
Während aber um den Start Melly Böwes nicht viel Aufhebens gemacht wird, die Muffins bloß, während die Kommissarinnen unterwegs sind, noch trockener werden, als sie ohnehin schon sind, haben sich Benjamin Hessler, Buch, und Dustin Loose, Regie, aufgemacht in die Welt von Transmenschen.
Darsteller:innen | Rolle |
Anneke Kim Sarnau | Katrin König |
Lina Beckmann | Melly Böwe |
Uwe Preuss | Henning Röder |
Andreas Guenther | Anton Pöschel |
Josef Heynert | Volker Thiesler |
Jonathan Perleth | Daniel Adamek |
Jörg Witte | Frank Adamek |
Alina Stiegler | Hanna Blankenstein |
Polizeiruf 110 aus Rostsock: Folge „Daniel A“ – eher gut gemeint, als gut gemacht
Daniel A., so auch der Titel, ist erst noch auf dem Weg, sich als Mann auszuprobieren. Seine Familie ahnt nichts, seine Kolleginnen und Kollegen im Kindergarten auch nicht. So soll es vorerst auch bleiben, denn vor allem Vater Adamek, Jörg Witte, ist, nennen wir es mal so: traditionell eingestellt. Außerdem ist er Polizist. Transmann Jonathan Perleth, der Daniel/Daniela spielt, kann die Angst der Figur vor dem Zwangsouting verstehen: „Denn wenn’s schlecht läuft“, sagt Perleth in einem Interview, „kann sich die Beziehung zur Familie sehr verschlechtern, oder sie bricht ganz ab.“
Aber trotz eines überzeugenden, aus eigener Erfahrung spielenden Hauptdarstellers ist „Daniel A.“ doch eher gut gemeint als gut gemacht. Ohne versöhnliches Ende, ziemlich unglaubwürdig versöhnliches Ende, wollten Hessler und Loose dieses Thema wohl nicht wagen. Auch ist der junge Transmensch, der ein Date hatte mit dem Opfer, bei Zuschauerinnen und Zuschauern sofort entlastet: Denn wer die junge Natalie so heftig schubst, dass diese auf dem Asphalt aufschlägt und stirbt, wird anfangs gezeigt (die Polizei hat dieses Wissen natürlich nicht und sucht nach dem geheimnisvollen Date Natalies). Täter ist aber der eifersüchtige Kindergartenfreund Simon, Maximilian Krause, der dann perfide auch noch so tut, als wolle er nur Natalies Mutter, Katharina Spiering beistehen. Immerhin ist es kein TV-Film, in dem das Leid der Angehörigen weggewischt wird.
Zur Sendung
„Polizeiruf 110 Rostock: Daniel A.“,
ARD, So., 20.15 Uhr.
Es gibt auch beherzte Szenen aus dem Alltag einer allzu jungen Mutter. Das Baby schreit und schreit, nur „Zaubertante“ Daniela kann es beruhigen. Es gibt auch zarte Szenen eines Menschen, der nicht weiß, ob man ihn akzeptieren wird. Und es gibt die Szenen, in denen die Konstruktion dieses Krimis bröselt wie Melly Böwes Muffins.