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„Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ – Durchschnittlich sind sie nicht

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Von: Sylvia Staude

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Vincent Ross (l.) schafft klare Verhältnisse, Karl Rogov wundert sich nur kurz. Foto: rbb/Volker Roloff
Vincent Ross (l.) schafft klare Verhältnisse, Karl Rogov wundert sich nur kurz. Foto: rbb/Volker Roloff © Volker Roloff/rbb

Wird „Ross und Rogov“ das neue Krimi-Traumpärchen? Der famose Polizeiruf „Der Gott des Bankrotts“ mit André Kaczmarczyk und einem überraschenden Sidekick.

Frankfurt – Den nächsten polnisch-deutschen „Polizeiruf 110“, so hieß es nach dem Abschied von Lucas Gregorowicz als Adam Raczek, werde André Kaczmarczyk allein bestreiten. Er war gerade erst angetreten als genderfluider Vincent Ross, der meistens milde, manchmal mitleidig aus seinen kajalumrundeten Augen blickt. Der aber streng kann, wenn es ihm notwendig erscheint. Doch der neueste Teil des ARD-Krimiformats „Polizeiruf 110“ hat kaum begonnen, da hängt auch schon ein älterer Polizist in Uniform wie eine Klette an Ross und den Ermittlungen und Befragungen in Sachen eines ermordeten Wanderers.

Der alteingesessene Kollege Krol, Klaudiusz Kaufmann, möchte diesen sich penetrant Einmischenden in die Schranken weisen, vermutlich nicht umsonst habe man ihn degradiert und in die Provinz gesteckt. „Vielleicht war er nicht durchschnittlich genug“, sagt da Vincent Ross – und er muss es wissen, denn wenn einer wirklich nicht durchschnittlich ist im Sonntagskrimi-Universum, dann ja wohl er.

„Polizeiruf 110“: Ross und Rogov sind das neue Traum-Duo im ARD-Krimi

Frank Leo Schröder heißt der Schauspieler, der als Karl Rogov seine Kompetenzen mit leiser Hartnäckigkeit überschreitet, aber er überschreitet sie vernünftig. Und wenn zwei ein noch besseres Gegensatz-Team abgeben als Ross und Raczek, dann Ross und Rogov. Es mag freilich schon auch daran liegen, dass im Drehbuch Mike Bäumls, in der Regie Felix Karolus’ die beiden sich eben nicht zusammenraufen, sondern zusammen arbeiten – und das mit Vorsicht im Umgang. Rogov bringt Ross was zu essen mit, das dieser nicht mag? Vincent Ross scheint es diskret entsorgen zu können.

RolleDarsteller:in
Kriminalkommissaranwärter Vincent RossAndré Kaczmarczyk
Polizeibeamter Karl RogovFrank Leo Schröder
Wiktor KrolKlaudiusz Kaufmann
Marian KaminskiTomek Novicki
Udo SchickBernhard Schir
Jonathan HüterGodehard Giese
Juliane MayImke Büchel
Caroline MaiMaj-Britt Klenke
Maria SchickAnna-Maria Bednarzik

Den Ball in Sachen Drama, Baby, in Sachen Blut und Action sehr flach halten, das tun auch Bäuml/Karolus: Schon der erste Tote lächelt, tatsächlich, und Kommissar Ross, der sich zu ihm in den Brandenburgischen Sand legt, kann sich fragen, „was er gesehen hat im Moment des Todes“. Er hatte einen Pilgerausweis; zwei junge Frauen auf dem Jakobsweg – eine möchte bis nach Spanien gehen – werden auch eine Rolle spielen: Die eine, Anna-Maria Bednarzik, ist die Tochter eines Konkursverwalters, Bernhard Schir als Udo Schick. Die andere, Maj-Britt Klenke, die einer Frau, die pleite gegangen ist mit dem alteingesessenen Laden „Buch und Papier May“: Imke Büchel als Juliane May. Godehard Giese ist der Schuldnerberater Hüter – den Namen muss man am Ende übrigens nicht angemessen finden.

Neuer ARD-Krimi „Der Gott des Bankrotts“ erzählt von redlichen und zweifelhaften Leuten

Von kleinen Leuten erzählt einfühlsam und auf den Punkt „Der Gott des Bankrotts“, wie der neue Krimi-Teil von „Polizeiruf 110“ heißt. Von Leuten, die redlich gearbeitet und Handel getrieben haben, aber dann ist die Zeit über sie hinweggegangen. Von jenen aber auch, die damit ihr Geld verdienen, dass die Zeit und der Markt über manche hinweggegangen ist.

„Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ heute Abend im Ersten

Sonntag, 5. Februar, 20.15 Uhr, Das Erste

Den Trailer zu „Polzeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ gibt es in der ARD-Mediathek

Der lächelnde Wanderer ist 3000 Dosen Hundefutter nicht losgeworden, seine Frau hat nie richtig verstanden, wie er auf Hundefutter kam. Die Behörden fanden es aus hygienischen Gründen zu beanstanden. Die Buch-und-Papier-Händlerin hat halt mit Büchern und Papier gehandelt, da muss man nichts mehr sagen. Ein weiterer von Schir und Hüter betreuter Händler war mit Autos offenbar auch nicht erfolgreicher.

„Polizeiruf 110: Der Gott des Bankrotts“ – eine dankbare Aufgabe für das Ermittler-Duo?

Die einen sind verzweifelt, die anderen haben auch Probleme, zum Beispiel das Abi geschmissen, aber laufen, nachdem der Tote gefunden wurde, einfach weiter. Die einen bekommen billige Sätze zu hören wie „Sehen Sie’s als Chance“, die anderen leiden auch und wollen einen Sinn finden. „Wanderwellness“ nennt es der Vater abschätzig.

Und das Ermittlerteam? Darf alles richtig machen, wie schön. Muss nicht durch dunkle Gänge schleichen, darf schlicht ins Wasser springen, wenn es eine Ertrinkende zu retten gibt. Ross ist da ein bisschen umständlicher als Rogov, aber sie wissen ihre polizeilichen Prioritäten zu setzen. (Sylvia Staude)

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