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Nominiert für Cannes: Perfekte Tage

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Von: Daniel Kothenschulte

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Iris Knobloch kündigt die ausgewählten Filme an.
Iris Knobloch kündigt die ausgewählten Filme an. © Thomas Samson/afp

Cannes stellt sein Wettbewerbsprogramm vor – aus Deutschland ist Wim Wenders im Aufgebot

Gerade noch Abstauber bei den Oscars, demnächst prominent in Cannes vertreten: Der deutsche Film findet wieder statt auf internationaler Bühne. Allerdings war Wim Wenders, der im Mai seinen neuen, in Japan gedrehten Film „Perfect Day“ im Wettbewerb zeigen darf, allerdings nie lange weg. Für den 77-Jährigen ist es bereits die neunte Wettbewerbsteilnahme, kein Deutscher ist enger mit dem wichtigsten Festival der Welt verbunden.

Viel wurde vorab nicht bekannt über seine 84. Regiearbeit, deren Titel nach einem vom Regisseur geliebten Lou-Reed-Songklassiker klingt; etwas mehr schon über die 85., die dort gleich mit aus der Taufe gehoben wird: „Anselm“ ist ein stereoskopisches Filmporträt des Künstlers Anselm Kiefer, dessen raumgreifende Werke – wie schon zuvor die Choreografien im Bausch-Film „Pina“ – zu den seltenen Gründen zählen, mal wieder zur 3D-Brille zu greifen.

Eigentlich hätte es vor drei Jahren bereits einen deutschen Film im Cannes-Wettbewerb geben sollen, doch dann kam Corona dazwischen – und Oskar Roehlers Fassbinder-Porträt „Enfant Terrible“ blieb die große Premiere verwehrt. Da ist man in der Rückschau schon im Jahr 2016, als Maren Ade und Sandra Hüller in Cannes eine im Ausland kaum bekannte deutsche Filmform feierten – das Lustspiel.

Sandra Hüller ist nun mit gleich zwei Filmen im Aufgebot: Gemeinsam mit Christian Friedel spielt sie in „Zone of Interest“, einem Holocaust-Drama von Jonathan Glazer, dem einstigen Musikvideo-Künstler, dessen seltenen Spielfilmen große Erwartungen vorausgehen. Außerdem spielt Hüller in „Anatomie d’une chute“ von Justine Triet.

Wie so oft gelang es dem Festival unter seiner Präsidentin Iris Knobloch am Donnerstag bei der aus Paris übertragenen Programmvorstellung, cinephile Erwartungen zu kitzeln. Wer hat sich schon so oft vom Regiestuhl verabschiedet wie der 86-jährige Brite Ken Loach, und jetzt ist er doch wieder da – aber die sozialen Probleme rufen ja auch immer wieder zurück. „The Old Oak“ ist ein Drama über syrische Geflüchtete in einer englischen Bergarbeiterstadt. Ebenso wie sein drei Jahre jüngerer italienischer Kollege unter den Veteranen des politischen Dramas, Marco Bellocchio, hat er im letzten Jahrzehnt einige seiner besten Filme geschaffen.

Italien ist reich vertreten

In „Rapito“ („Entführt“) verarbeitet Bellocchio die Geschichte von Edgardo Mortara, dem jüdischen Kind, das 1858 von seiner Herkunftsfamilie entfremdet wurde, um als Katholik unter der Obhut des Papstes Pius IX. aufzuwachsen. Lange hatte Steven Spielberg mit dem Projekt geliebäugelt. Das italienische Kino ist reich vertreten, auch Alice Rohrwacher – als eine von immerhin sechs Regisseurinnen bei insgesamt 19 Beiträgen – und Nanni Moretti haben neue Filme.

Im Glanz außer Konkurrenz gezeigter Hollywood-Premieren von Martin Scorsese („Killers of the Flower Moon“) und James Mangold („Indiana Jones and the Dial of Destiny“) zeigt sich das Weltkino mit einem Fokus auf Asien im Wettbewerb breit aufgestellt. Des weiteren konkurrieren um die Goldene Palme, die am 27. Mai vergeben wird: der Türke Nuri Bilge Ceylan, die US-Amerikaner Wes Anderson und Todd Haynes, Ramata-Toulaye Sy aus dem Senegal, die Österreicherin Jessica Hausner, der Finne Aki Kaurismäki, Karim Aïnouz aus Großbritannien, sowie Wang Bing, Tran Anh Hung und Catherine Breillat aus Frankreich.

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