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Münster-Tatort „MagicMom“: Sensibilität bitte, sonst beef

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Von: Sylvia Staude

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Die Staatsanwältin zwischen den künftigen Sensibilitätsbeauftragten. Foto: WDR/Bavaria Ficiton GmbH/Thomas Kost
Die Staatsanwältin zwischen den künftigen Sensibilitätsbeauftragten. © WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas

Der Münster-Tatort begibt sich diesmal ins Milieu der Influencerinnen und geht mit der Zeit.

Frankfurt am Main – Eine verzwickte Krimihandlung nach dem Prinzip: wie ist der Tod ausgelöst, wie der Mord begangen worden, wenn keiner in der Nähe des Opfers war und alle ein Alibi haben, trifft im neuen Münster-Tatort auf ein eher mattes Witzereißen rund um die Themen Gendern, Neusprech und alle Arten von Sensibilität diversen Menschen gegenüber. Die Förderung der Empfindsamkeit wird von der einen Hälfte der Ermittelnden für albern gehalten. Die andere Hälfte glaubt, sie hat’s sowieso und immer drauf, also das Rücksichtsvolle. (Sie erraten bestimmt, wie rum es ist.)

Thiel und Boerne, Axel Prahl und Jan Josef Liefers, jedenfalls werfen sich gegenseitig vor, hinterm Mond zu sein, quasi abgewandt von der angesagten Seite des Mondes. Silke Haller und Mirko Schrader, Christine Urspruch und Björn Meyer, haben sich beide um den Posten des Sensibilitätsbeauftragten, der Sensibilitätsbeauftragten beworben. Staatsanwältin Klemm, Mechthild Großmann, wird ein salomonisches Urteil fällen. Thiel sagt schwul, Schrader sagt nee, queer, Thiel guckt grantig, denn gerade war doch schwul noch okay. Aber gerade noch ist halt auch vorbei. Zu allem Übel spielt „MagicMom“ im verwirrenden Influencerinnen-Milieu, in dem bei weitem nicht alles so ist, wie es scheint. Wie der Titel schon sagt, geben junge, hippe Mütter ihren überforderten, normalsterblichen Kolleginnen Tipps. Natürlich sollen dabei allerlei Sachen verkauft werden, von irgendwas müssen die Influencerinnen ja leben, selbst wenn sie „magic“ sind.

Tatort in der ARD: Verzwickte „Wir-dürfen-mitraten-Handlung“

Aber weil im Leben einer Influencerin oft die Kamera läuft, wird auch der Tod von „MagicMom“ Evita (zumindest der erste Teil) aufgezeichnet. Ein Unfall? Eine allergische Reaktion? Mord? Aber wo ist dann das, nun ja, Mordwerkzeug?

Zur Sendung

„Tatort: MagicMom“, ARD, So., 20.15 Uhr.

Die verzwickte Wir-dürfen-mitraten-Handlung ist ausgedacht von Regine Bielefeldt, Buch, Regie führte Michaela Kezele. Rund um diese Geschichte gibt es „Follower“, die nicht immer nett sind, die manchmal richtig gemein sind, gibt es auch eine direkte „MagicMom“-Konkurrentin namens „BusyBine“, Agnes Decker. Zudem einen Vater zur Mom, Golo Euler, der plötzlich allein da steht mit den Kindern. Beide sind selbstverständlich verdächtig. Schlappe 100.000 Follower sind verdächtig. Um die eigentlichen Ermittlungen herum ist die typisch Münster’sche Petersilie der mal besseren, mal schlechteren Scherze drapiert, als da diesmal sind: eine Pathologie-Praktikantin, die sich danebenbenimmt. Eine Putzfrau, die in Boernes Kühlschrank „Arbeit“ findet und daraufhin kündigt – allerdings haben wir in Bezug auf die grauslige Art der „Arbeit“ nur sein Wort.

Mal was zusammen machen

Sie versuchen es auch mit Gemütlichkeit: Das Team geht auf einen Rummel, trinkt gemeinsam ein Bier, ein alternder Schlagerfuzzi singt dazu. Der Neffe der Staatsanwältin ist ein wenig vorlaut, wird aber am Ende einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten, den Täter/die Täterin dingfest zu machen.

Tatort MagicMom am 5. MärzDie Rollen und ihre Darsteller:innen
Frank Thiel\tAxel Prahl
Prof. Karl-Friedrich Boerne\tJan Josef Liefers
Silke Haller „Alberich“\tChristine Urspruch
Staatsanwältin KlemmMechthild Großmann
Mirko SchraderBjörn Meyer
u.v.m.

„Magic Mom“ ist in der Münster-Tatort-Reihe kein Ausreißer nach oben (kann man auch nicht immer haben, schon klar), aber auch nicht nach unten. Und in der Reihe der Münster’schen Sprachlektionen kann man diesmal immerhin das neudeutsche Wort „beef“ lernen, das nicht mehr nur „Rindfleisch“ meint, sondern auch „Ärger“. Muss daran liegen, dass Fleischkonsum nur noch mehr Klimawandel bringt. (Sylvia Staude)

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