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„Maybrit Illner“ (ZDF) - Ärzte-Chef geht auf Regierung los: „Ihr habt komplett versagt!“

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Von: Rolf-Ruediger Hamacher

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„maybrit illner“ mit dem Thema „Politik wieder im Alarmzustand – kommt der Lockdown für Ungeimpfte?“
„maybrit illner“ mit dem Thema „Politik wieder im Alarmzustand – kommt der Lockdown für Ungeimpfte?“ © Screenshot ZDF

Bei „Maybrit Illner“ (ZDF) trifft die alte auf die neue Regierung und diskutiert über die Fragen: 2G plus, 3G oder gleich Impflicht?

Berlin - Auch nach dieser gefühlten hundertsten Talkshowrunde zur Corona-Lage ist man am Ende nicht klüger, was die Politik nun wirklich vorhat und, vor allem, wie sie es durchsetzen will. Es fängt schon mit der Zusammensetzung der Runde an: Die alte Regierung ist nur durch den, wie immer unverbindlich bleibenden, Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) vertreten. Die SPD glänzt sowohl als alter, wie auch als potenzieller neuer Regierungspartner durch Abwesenheit, stiehlt sich, wie ihr Kanzlerkandidat Olaf Scholz in den letzten Tagen, aus der Verantwortung. Oder hat da nur Maybrit Illners Redaktion, wie so oft, ein unglückliches Händchen gehabt? Noch ärgerlicher ist, dass die FDP nicht mit in der Runde sitzt, die doch die Lage in den Monaten vor der Wahl sträflich schön geredet hatte.

„Maybrit Illner“ (ZDF): Es hätte eine spannende Diskussion werden können

Das hätte doch eine spannende Diskussion werden können, wenn sie sich zu dem Wunsch von Frank Ulrich Montgomery hätte äußern können, „dass sie endlich mit ihrem Freiheitsgesäusel aufhört, das uns eine Freiheit zu Leben verspricht, in Wirklichkeit aber zu Krankheit und Tod führt.“

Aber auch über die Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK), die gestern seit dem 12. August erstmal wieder getagt hat und damit den ganzen Sommer und Herbst verschlafen hat, um Entscheidungen zu treffen, herrscht große Unzufriedenheit. Selbst aus den eigenen Reihen kommt da von Schleswig-Holsteins Amtsinhaber Daniel Günther harsche Kritik: „Ich habe nie verstanden, warum einige Kolleginnen und Kollegen immer die MPK abgewartet haben, anstatt im eigenen Land zu handeln.“ Karin Göring-Eckardt (Grüne) bemängelt bei „Maybrit Illner“ (ZDF), „dass sich nach der MPK Herr Söder und andere schon am nächsten Tag nicht an die Beschlüsse gehalten haben.“

„Maybrit Illner“ (ZDF): Warum bastelt man in höchster Not eine völlig neue juristisch Lage?

Mit der neuen Regierung soll nun alles besser werden. Und doch bleibt, so Maybrit Illner, die Frage: „Warum bastelt man in höchster Not eine völlig neue juristisch Lage, wenn man die andere bis zum Ende des Jahres hätte weiterlaufen lassen können, um das dann in Ruhe zu machen?“

Göring-Eckardt verweist im ZDF auch darauf, dass die bisherigen Maßnahmen nicht gereicht haben: „Wir brauchen mehr bundesweit verbindliche Auflagen, die gab es bisher nicht.“

„Maybrit Illner“ (ZDF): Giovanni di Lorenzo wundert sich

Giovanni di Lorenzo kann sein Erstaunen nicht zurückhalten, dass man sich nach dem harten Winter im letzten Jahr nun vom zweiten überrascht fühlt und bedauert den Mangel an Entschlossenheit in der Politik: „Wir haben im letzten November den Mythos von Deutschland als effizienter Staat zerstört und das Vertrauen der Bevölkerung in die getroffenen Maßnahmen verloren. Die Ministerpräsidenten haben in ihrer Uneinigkeit keinen guten Eindruck hinterlassen, die Parteien zu sehr auf die kommende Wahl geschielt.“ Und er bei Maybrit Illner wirft einen leicht ironischen Blick auf das doch immer so als unorganisiert belächelte Italien, wo ein Gebirgsjäger-General verantwortlich für die Pandemie-Maßnahmen ist und die auch mit dem Ministerpräsidenten durchzieht.

„Maybrit Illner“ (ZDF)Die Gäste am 18.11.2021
Helge Braun(CDU), Kanzleramtsminister
Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen), Fraktionsvorsitzende im Bundestag
Hendrik StreeckProfessor für Virologie an der Uni Bonn
Giovanni di LorenzoChefredakteur „Die Zeit“
Frank Ulrich MontgomeryVorstandsvorsitzender des Weltärztebundes
Christian KaragiannidisLungenarzt an der Klinik Köln-Merheim

Auch bei Hendrik Streek ist die Verwunderung groß, dass man den von den Virologen schon im Sommer prognostizierten „Reifenwechsel“ für den Winter noch immer nicht vollzogen hat. „Wer hat da das Wechseln der Reifen vergessen?“, fragt Illner provokativ ihre Gäste.

„Maybrit Illner“ (ZDF): Frank Ulrich Montgomery fordert Kontaktbeschränkungen

Montgomery findet gleich klare Worte und adressiert sie direkt an die Politiker in der Runde: „Ihr habt komplett versagt! Die Politik hat die Menschen allein gelassen. Jetzt brennt die Hütte. Wir müssen endlich loslegen. Sie schulden den Bürgern jetzt den Respekt, unverzüglich zu handeln. Und mir ist völlig egal, auf welchem Rechtsgrundsatz euer Werkzeugkasten beruht. Wir brauchen Kontaktbeschränkungen, eine Forcierung der Impfungen und der Nachimpfungen.“ Da fallen die Mundwinkel bei Göring-Eckardt und Braun aber sichtbar nach unten!

Auch Streek weist noch einmal darauf hin, dass er keinen Experten kennt, der nicht vor dem Herbst und Winter gewarnt hätte. Offensichtlich vergeblich! Dabei hätte man den Sommer doch gut für eine Impfwerbung und Impfaufklärung nutzen können. Jetzt gilt es bis zum Ende des Jahres täglich 1 Million nachzuimpfen, sonst haben wir auch noch 2022 große Probleme. Aber wo ist das Konzept, die Strukturpläne?

Helge Braun hofft, dass jeder Hausarzt bis Weihnachten täglich 20 Impfungen schafft: „Dann sind wir bei 5 Millionen.“

„Maybrit Illner“ (ZDF): Göring-Eckardt will verpflichtende Impfberatung

Nur einer der Gäste versprüht ein wenig glaubhaften Optimismus, zumindest was die Lage auf den Intensivstationen angeht. Christian Karagiannidis lobt das hochprofessionelle Klinikpersonal und bricht noch einmal eine Lanze für die Erstimpfung: „Das ist die einzige echte, nachhaltige Lösung.“

Da will Göring-Eckardt sich auch noch mal als vorausschauende Politikerin präsentieren und wirbt für einen Vorschlag aus der MPK: „Wir brauchen eine verpflichtende Impfberatung, die sich besonders an Kinder und ihre Eltern wendet.“

Da kann man nur hoffen, dass der Aufbau der Strukturen zügig angegangen wird, denn, wie es Montgomery noch einmal drastisch auf den Punkt bringt: „In der politischen Kakofonie der letzten Zeit ist nichts erreicht worden!“ (Rolf-Ruediger Hamacher)

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